Thema: verzehren
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Alt 11.05.2014, 11:30   #2
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 431
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Hallo Walther,

aleine die äußere Form ist m. M. n. eine Zumutung für den Leser.
Ich halte mich für relativ aufgeschlossen und es ist mir auch nicht zu mühsam, verborgene Erkenntnisse zwischen den Zeilen zu suchen, doch das Fehlen sämtlicher Satzzeichen lässt mir das Gedicht sehr "verschwurbelt" erscheinen.
Es mag sein, dass ich den modernen Formen nicht den gleichen Stellenwert zubilligen mag, wie den klassischen, doch dieses Durcheinander klingt wie ein zusammenhangsloses Geplänkel.
Wenn die Zeilen allerdings mit Satzzeichen versehen werden, ergeben sie einen gewissen Zusammenhang, weil man einem roten Faden folgen kann.

Zitat:
an der wand habe ich dir eine tafel angebracht. da schreibe ich die menüs mit kreide. speisen folgen wunderbar exotisch mit essenzen, dass dir das wasser um mund zusammenläuft, durch die kehle rinnt, dich lustig macht & lüstern auf die labsal. fein säuberlich notiere ich den preis, den du zahlen musst. dein augen blick soll den para sympathikus massieren, die knoten in der seele lösen, die säfte strömen lassen, dass die zunge, um den mund züngelnd, die nasen spitze zu befeuchten sucht. deine hände sollen deinen hintern kneten, deine nüstern sollen schwellen & dein kopf, der sich in den nacken wirft & deine haare schüttelt, soll beben. du sollst ganz sinnlich, gedanken los mich so angerichtet verzehren.
Aber auch inhaltlich tun sich mir hier fremde Welten auf. Nicht dass die Idee, Erotik in einer Speise zu servieren, schlecht wäre, allein die Umsetzung der Gedanken und der aufzählende, ewig leiernde Charakter lässt m. M. n. arg zu wünschen übrig.
Z.B. die Vorstellung von einer Frau verzehrt zu werden, deren Kopf bebt, die sich selbst den Hintern massiert und mit ihrer Zunge fast bis zur Nasenspitze züngelt, kann mich erotisch überhaupt nicht tangieren.
Vielleicht sollten diese Zeilen auch nur provozieren. Das ist gelungen.
Aber mehr als ein eher prosaischer Versuch kann das doch nicht gewesen sein?

Herzliche Inselgrüße

Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)

Geändert von Narvik (11.05.2014 um 12:09 Uhr)
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