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Alt 12.11.2011, 12:00   #5
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe larin,
vielen Dank für Deine Gedanken zu meinem Gedicht!
Besonders wichtig finde ich Deine Frage: "Was sollte daran dumm sein, zufriedener und glücklicher zu werden?" Die hier diskutierte Denkweise kommt dem Einen oder Anderen zu einfach, zu bequem vor. Aber einerseits begrenzt diese sich ja nicht am geistigen Aufwand, sondern am Vermögen, an der "Reichweite" des Verstandes und andererseits ist der bequemere Weg ganauso wenig immer der falsche, wie der komplizerte immer der richtige ist.
Sicher erlebe ich mehr, wenn ich von Salzburg nach Wien über Prag fahre, doch wenn ich meinen Weg so wenig am Ziel orientiere, laufe ich Gefahr, dieses nie zu erreichen.
Auch deswegen begegne ich dem Transzendenten mit großer Vorsicht. Allzuleicht ist unser Verstand bereit, aus einem ungeheuren Erfahrungsschatz etwas zu generieren, das jeder realen Basis entbehrt und doch bestechend richtig erscheinen kann. Auf dem Weg zum Ziel, zur Antwort, vermag das Gehirn sich selbst zu überlisten.
Deshalb ist bei sochen Fragen für mich das Ziel so entscheidend und das heißt "Zufriedenheit" auf der Basis, "es" erreicht, geschafft, erfahren zu haben.
Die Unkenntnis dessen, was nach dem Tod ist, induziert die Unzufriedenheit einer wichtigen, offenen Frage. Die Unfähigkeit, mit den gegebenen Möglichkeiten eine Antwort zu finden, steigert diese Unzufriedenheit natürlich. Von da aus gibt es jedoch zwei Wege, weiter zu verfahren: Weiter zu suchen, beseelt von der Zuversicht, es könnte ja vielleicht doch irgenwo eine verborgene Möglichkeit existieren oder vor die ursprüngliche eine andere Frage zu stellen: "Kann ich dieses Ziel überhaupt erreichen?"
Ich habe hierzu in meiner Antwort an Stimme folgendes Beispiel gewählt: Kann ich das gesamte Massiv des Himalaya mit einem Kaffeelöffelchen abtragen? Rein theoretisch natürlich ja, vorausgesetzt ich habe beliebig viele Löffelchen zur Verfügung und ich werde Milliarden Jahre alt.
In dem "vorausgesetzt" steckt der Verlust der Realität oder die Erkenntnis, dass die Antwort auf jeden Fall "nein" ist.
Was also tun? Schließlich geht es ja hier nicht wirklich um die Abtragung eines Gebirgsmassivs sonder um eine existenzielle Frage.
Die Erkenntnis, auf diese Frage während meiner irdischen Existenz nie eine befriedigende Antwort zu bekommen, kann frustrierend sein, aber auch beruhigend. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht.
Die Grenzen des Verstandes sind gewissermaßen ein Schicksal, in das man sich ergeben oder an dem man verzweifeln kann. Da sind wir Menschen sehr unterschiedlich.
Ich habe es geschafft, aus diesem "Aufgeben", der Unterordnung unter etwas Unfassbares letzendlich Zufriedenheit zu schöpfen und habe daraus sogar gelernt, auch vielen anderen Dingen, denen ich so lange nachgeeifert bin, die Erreichbarkeit einfach abzusprechen, obwohl diese keineswegs erwiesen ist, und habe auch dabei Zufriedenheit gefunden, bin ein Stück glücklicher geworden.
Und nicht nur das, ich habe damit Kapazitäten geschaffen für andere, wichtige Dinge, wobei allein schon Abwechslung vom ewigen Lauf hinter der Möhre an der Stange ein Gewinn war.
Und letztendlich: Ich kann Medikamente verkaufen, von Philosophie habe ich keine Ahnung. "Merkt man!" wird vielleicht Mancher sagen, aber ich bin mit dieser Denkweise glücklich und zufrieden und werde nicht mit Angst und einer Frage, sondern mit (ich zitiere Stimme) "einem Gedicht auf den Lippen sterben".
Nochmal danke für Deine Gedanken, die mich auch ein Stück weiter gebracht haben!
Mit einem herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa
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