Thema: Nebelland
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Alt 01.11.2015, 13:24   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

Ein guter Wurf, dieser Text! Alle Zeilen gereimt - schon das vermag mich zu entzücken!

Meine Tipps:


Wie ein weißes Leichentuch
liegt der Nebel überm Land,
und ein aufgeschlagnes Buch
liegt in meiner kühlen Hand.

Doch mein Blick verirrt sich fern
zu den Bergen hinterm Feld,
wo ein blasser Morgenstern
manchen Tag herniederfällt. Wenn du "neugeborn" zusammen schreibst, dann dies erst recht!

Wo ist all die Zeit geblieben,
die verloren war im Zorn? Frage braucht Fragezeichen.
Könnte ich noch einmal lieben,
wäre ich wie neugeborn.

Doch der Nebel vor dem Fenster
hindert meine klare Sicht.
Wallgewänder wie Gespenster
irritiern das Tageslicht. Vermeide Inversion.

Bücherseiten rascheln leise - Besser Bindestrich hier.
ausgelesen ist das Buch.
Und noch immer liegt der Nebel
wie ein weißes Leichentuch.


Besonders gelungen: Die Conclusio schließt den Kreis zum Beginn durch Rückkehr zum Bild des Leichentuches. Gekonnte Verstärkung des Gesamteindrucks der Beklemmung.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (02.11.2015 um 22:19 Uhr)
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