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Alt 06.09.2016, 19:30   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Großstadtwelten

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Als wir noch auf den Dorfsandstraßen
hinauf, hinunter barfuss liefen,
das Kiebitznest im Gras belauschten,
den Storch im Fluge laut beriefen,
im Bach vom Staube uns befreiten,
darüber manche Pflicht vergaßen
und nicht auf Zeit die Mahlzeit teilten,
die Wälder Sagen, Märchen rauschten,
die uns die Alten neu erzählten,
am offnen Feuer gern verweilten,
wo unsre Mütter Weisen klagten,
vom Schicksal, das sie nicht erwählten;
da träumten wir von Großstadtwelten.


Für Hanka wurde alles wahr,
die Eltern zogen in die Stadt.
Sie schickte Briefe und beschrieb
wie sie den großen Traum erlebt:

Die Frauen singen keine Lieder,
am Bach zu spielen ist verboten.
Dass Kiebitze auf Wiesen brüten
und dass man jedes Haus betreten
kann ohne Schellen, ohne Klopfen,
scheint niemanden zu intressieren.

Die neue Freundin kommt nicht oft,
die Stadt ist dafür viel zu groß.
Sie wird von einem Bus gebracht
und nach zwei Stunden abgeholt.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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