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Alt 21.01.2013, 22:13   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Thomas,

ich gebe dir Recht, die Frage, auf welcher Seite der Autor steht, sollte man zunächst eigentlich gar nicht stellen.

Wie lange predige ich einigen Leuten schon, zumindest erst einmal objektiv an einen Text heranzugehen und nicht sofort mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, weil sie irgendeine Gesinnung des Autors dahinter vermuten.

Diejenigen, die so etwas machen, sind meist auch dieselben, die mit ihren Texten eine solche "Gesinnungsabsicht" praktizieren, weil sie nichts anderes können oder aber die Lyrik in ihrem eigenen Sinne verstanden haben, was eben in dieser sogenannte "Gesinnungsabsicht" zum Ausdruck kommt.

Ich schließe mich da selbst nicht immer aus, zugegeben, aber ich habe dazu gelernt, ich war bereit dazu, und das verdanke ich u. a. auch der Kommunikation, wie sie im Laufe der Zeit zwischen uns beiden entstanden ist. Im Klartext heißt das, ich habe versucht, daraus zu lernen, von dir zu lernen. Das ist der Gewinn, den man aus dieser Art der Kommunikation ziehen kann.
Das klappt zwar freilich nicht immer , manchmal gehen die Pferde dann doch mit mir durch, aber ich weiß wenigstens jetzt darum und handhabe viele Dinge jetzt anders.


Es gibt so viel Mist auf dieser Welt: Not, Elend, Krieg, Armut, Ungerechtigkeit, Folter, Mord usw. usf.

Aber ich finde, es nützt gar nichts, über solche Probleme nur zu labern und ständig den erhobenen Zeigefinger mahnend kreisen zu lasen, das hat nämlich eigentlich nur Stammtisch-Qualität.
Am Stammtisch sitzen Trainer, Politiker, Manager, Machos, Alleskönner und Alleswisser usw., die alles ganz anders machen würden und lediglich laut darüber schimpfen, daß alles so langsam den Bach rauf geht.
Hauptsache, man hat mal seine Meinung an das Nebenfraumann gebracht.
Und was nützt es? Letzendlich nüscht, jar nüscht, denn danach verläuft wieder alles im alten Trott.

Man sollte vielmehr anfangen, vor der eigenen Haustüre zu kehren und genau dort helfen oder etwas geben, wo ein Notstand oder eine Situation gegeben ist, in der man seine Kräfte sinnvoll einsetzen kann.

Ich habe das Glück, dies (nicht nur) in meinem Beruf erleben zu dürfen und es füllt mich aus, weil ich weiß, daß ich auf kleinster Ebene etwas bewegen kann.

Und das bedeutet mir mehr, als manch ein anklagender Text, der aus meiner Feder geflossen ist, weil ich nämlich weiß, daß ich damit eigentlich nichts bewirken kann. Das ist nämlich rein zeitbezogen und morgen schon nicht mehr aktuell.

Ich sage es mal so, nach dem Satz vom zureichenden Grunde, hat jede Veränderung seine Ursache. Dafür jedoch bedarf es Taten und keiner unnützen Worte über die Dinge, die doch jeder schon weiß und die ihm zu Halse raushängen, je öfter er sie serviert bekommt.

Und wer will morgen schon so etwas lesen?

Aber ein schönes Liebes-oder Erotikgedicht, Naturlyrik, aber auch das Traurig-Melancholische, alles das sind Dinge, welche die Menschen berühren, weil sie sie nachvollziehen können und immer Bestandteil ihres Daseins gewesen sind und sein werden.

Das kann man auch in 100 Jahren noch lesen und nachempfinden, aber niemand interessiert sich heute wirklich dafür, welche Schwächen und Ungerechtigkeiten vor hundert Jahren das Rechts- und Sozialsystem irgendeines Staates kennzeichnete.

Sicherlich kann man sich historisch dafür interessieren, doch wenn es dann nicht einen persönlichen Anstrich bekommt, wie bei Heine z. B., der das mit seinen Emotionen verband, dem man es auch heute noch abnehmen kann, daß er persönlich involviert war und sein Schicksal lyrisch verarbeitete, weil er ein Betroffener war, wenn es also nicht so ist, dann hat es keinen Wert, denn es wirkt lediglich heuchlerisch und scheinheilig.

Das kennzeichnet dann den Maulhelden.
Wohlgenährt im sicheren Nestchen sitzend auf den Hunger der Welt hinweisend, das sind mir die Richtigen, die richtigen Kotzbrocken...

Ich hör jetzt besser auf, bevor ich mich in Rage schreibe, denn ich hab ja noch nicht mal richtig angefangen...

Also, Flügelpferd satteln und auf lyrischen Schwingen quer durch das Reich der Poesie fliegen.


Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken zu meinem Text...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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