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Alt 16.01.2013, 21:59   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

du weißt doch, der Dichter ist ein Beobachter und Maler und für ein Bild, das er entwirft, muss jeder selbst entscheiden, ob er dort hinein passt oder nicht.

Es gibt da wirklich zwei Betrachtungsebenen, die du schon angesprochen hast.

Zum einen die Hommage an die romantische Lyrik, die unvergessliche Verse hervorgebracht hat und zum anderen über das ewige Gejammere von all diesen, die nichts anderes können, als aus der sicheren Entfernung heraus all das Unrecht zu beklagen, daß sich auf dieser Welt abspielt.

Die tun nichts anderes und beschuldigen jedermann im Kollektiv und vergessen all jene dabei, die tatsächlich im tagtäglichen Einsatz stehen, um etwas zu verändern.
All die kleinen Frontkämpfer, die sich ständig den Allerwertesten aufreißen, damit es doch noch so einigermaßen funktioniert, werden zu Mitläufern degradiert, nur weil sie etwas tun, was nicht gegen das System gerichtet ist, sondern ganz unten etwas bewirken soll, und zwar unmittelbar dort, wo es darauf ankommt, ohne dabei direkt alles in Frage zu stellen.

Es gibt zweifelsohne so viel Unrecht und Leid auf dieser Welt, das von Menschen verursacht wird.
Aber das war immer so und wird immer so bleiben, solange es Menschen gibt.

Und wen interessiert es in ein paar Jahren schon, wie die Ungerechtigkeiten von heute ausgesehen haben? Dann gibt es nämlich neue Ungerechtigkeiten, von denen wir noch gar nichts ahnen können.

Und dann erscheinen wieder neue Maulhelden auf dem Plan, die gar nichts tun, außer mit ihren erhobenen Zeigefingern auf andere zu zeigen und meinen, weiß Gott wie gut sie doch sind, weil sie ja die Ungerechtigkeiten all den Blinden und Doofen zeigen müssten, die ja überhaupt nichts mehr schnallen, weil nur sie es sind, die die Weisheit mit Löffeln in sich hinein geaschaufelt haben.

Ich finde solche Typen einfach nur noch zum Kotzen, die sollten einfach mal die Fresse halten und anpacken, anstatt sich nur in diesem Dummgelabere zu ergehen, weil sie mit ihrem eingeschränkten Verstand gerade mal bis vor die nächste Wand schauen können.

Die leben nicht für sich, nein, sie meinen, sie müssten die Welt verbessern und allen anderen einen Spiegel für Doofe vorhalten.

Und gerade die Lyrik ist in der Lage, die einzigen, die schönen Werte zu konservieren, die Dinge, an denen die Menschen seit ewigen Zeiten Freude gehabt haben und haben werden, die zeigen, daß es sich lohnt, für etwas zu leben.

Die Dummschwätzer sind allesamt scheinheilige Egoisten, die ihr Nichtstun mit Anklagen rechtfertigen müssen, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen.

Da ziehe ich auf jeden Fall den ehrlichen Egoisten vor, der steht nämlich wenigstens dazu und man weiß, woran man ist.

Und jetzt höre ich besser erst einmal auf, denn ich will den scheuen Pegasos ja nicht letzten Endes doch noch verschrecken, er ist ja ein von Dichtern gerittenes Sinnbild der Dichtkunst und somit ein äußerst sensibles Wesen.


Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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