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Alt 06.03.2012, 18:59   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Lieber sonetttgereuer Walther,

es ist schon interessant, wie du die Verse wendest, beim Sonett bleibst und den Leser "bei der Stange" hälst, bzw. zum achtsamen Lesen "zwingst".
Das "Zwingen" ist positiv gemeint. Ich las erst nur so (), dann hielt ich nur die Sätze fest und beim 3. und 4. Mal fand ich mich in den Sprachklang ein.

Als ich zufrieden war (), machte ich mir Gedanken über die gewählte Rubrik.
Auf mich wirkt der Inhalt gar nicht so hoffnungsfroh:

Man muss was glauben, glaubt man gerne früh
Am Tag, wenn endlich sich die Sonne zeigt. Der Zeiger
Des Weckers peilt die Acht an, als ein Geiger
Den Ton des Morgens sucht und findet. Brüh

Hier noch ein relativ guter Start in den Tag. Die Sonne scheint, die Pflicht ruft und gar ein Geigenton. Aber schon der 1. Vers, dass man was glauben muss nimmt mir etwas von der fröhlichen Bereitschaft.

Den Kaffee auf, sagt jetzt die Küche. Müh
Dich in das Bad und richte Dich, beeile
Und bringe Dich in Form, die nächste Meile,
Die Dich ans Ende bringt, beginnt. Komm, blüh,

Hier beginnt schon die "Hatz". Die Befehle kommen fast von außen und ich erspüre den gewohnten Morgenablauf, der zwar ritualmäßig abfolgt - aber wo versteckt sich der rubrikangesagte Frohsinn?

Du Schlüsselblume, sagst Du selbst, der Winter
Da draußen hat sich grad erledigt, Leben
Kommt auf die Tagesordnung, und dahinter

Die schlechten Plätze sind bereits vergeben.
Du reibst die Augen, und ein kleiner Splitter
Vom Balken dort schlägt Dir ein Blitzgewitter.


Die Hetze geht weiter. Leben kommt auf die Tagesordnung und schlechte Plätze sind bereits vergeben. Ich dachte an jene, die aufgrund von Arbeitslosigkeit nicht mehr hasten müssen, dafür aber am Leben in der Form nicht mehr teilnehmen.
Sehr schön auch das Spiel mit Splitter und Balken. Ich habe es gesellschaftskritisch gedeutet.


Versteh mich bitte nicht falsch. Der Text gefällt mir und hat mich sehr beschäftigt - aber eben nachdenklich...
Oder liege ich gänzlich daneben?

Gern kommentiert und neugierig hinterfragt,
liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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