Hallo, Thomas,
ich las heute "virtuell" in Schillers Briefen. Dabei fiel mir der Unterschied auf, in welchem "Stil" seine Briefe verfasst waren. Als junger Mann schrieb er noch "hochemotional", und je älter er wurde, desto ruhiger wurde seine Art. Das inspirierte mich zu einem Gedicht, das ich gerne hier zur "Einweihung" einstellen möchte:
Lebendige Flamme
Beherrscht uns das Feuer der Jugend,
dann suchen wir Wahrheit und Tugend
recht melodramatisch im Eifer
erwachsen zu werden,
sind Ritter auf Pferden;
betrachten uns selbst als viel reifer,
wir glauben uns weise, erhaben -
verkannt als Genies voller Gaben.
Allmählich, im Laufe der Jahre,
im Weg von der Wiege zur Bahre,
verwandeln wir uns im Erkennen
der wichtigen Dinge,
durchbohrt von der Klinge
des Wissens und lernen zu trennen;
das Große vom Kleinen, Gemeinen
und wirkliches Sein vom Erscheinen.
Im Alter erfüllt uns dann Ruhe,
befreit uns von all dem Getue,
und lächelnd mit milden Gedanken
betrachten wir junge
Gestalten im Sprunge,
die sicheren Fußes nie schwanken.
Wir denken an einstige Zeiten,
Momente unendlicher Weiten,
und wünschen der Jugend das Beste.
Uns blieben vom Feuer nur Reste,
die Flamme jedoch ist am Leben,
sie leuchtet erneut jungem Streben.
Liebe Grüße
Stimme