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Alt 01.09.2011, 17:51   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Walther,

sagte ich bereits, dass ich Wortspiele mag? "Die ethische Verwortung" - das gefällt mir. Normalerweise wäre der Sinn "Ethik" und "Verantwortung". Worte sind nur Worte, sie schürzen wohl in vielen Fällen beides vor, ohne jedoch auch nur einem davon gerecht zu werden. Eher ist das Gegenteil der Fall. Allerdings eignen sich die Bilder immer noch für Satellitenfotos, die anschließend wohlaufbereitet der Öffentlichkeit serviert werden.
Ein feines Oxymoron, die "schönen Monster", denn meines Erachtens nach stehen Monster für "häßlich" bzw. "monströs".

Das ist wieder eines deiner "Spezialgedichte". Ich versuche mal, die Bedeutungen ein wenig "aufzuschlüsseln":

diktatorengeschwurbel
diktatorengeschwurbel findet
diktatorengeschwurbel findet adäquate pipelines
adäquate pipelines geldgeschmiert
adäquate pipelines geldgeschmiert gefördert und gesalbt
gefördert und gesalbt
gefördert und gesalbt mit dem bart
gefördert und gesalbt mit dem bart eines propheten
eines propheten der seine wüste ruft
seine wüste ruft
seine wüste ruft öd und leer (gewaltig)
öd und leer gewaltig krach macht
krach macht gewaltig
gewaltig krach macht leichen
leichen säumen kamelpfade und straßen
kamelpfade und straßen die eine freiheit atmen wollen
kamelpfade und straßen die eine freiheit atmen wollen die keinem allein gehört
kamelpfade und straßen die eine freiheit atmen wollen die keinem allein gehört und vielen taschenfüllend gestohlen bleibt
gestohlen bleibt unter strom
bleibt unter strom stehen
unter strom stehen die ärzte
unter strom stehen die ärzte die einschusslöcher zählen
die einschusslöcher zählen
zählen und weniger spritzen
spritzen als kugeln finden
kugeln finden die nachrichten
nachrichten bleiben ein geschäft
nachrichten bleiben ein geschäft das mord und totschlag verzinst
mord und totschlag verzinst
der wirbelsturm
der wirbelsturm zieht
der wirbelsturm zieht ruhig
der wirbelsturm zieht ruhig weiter
zieht
zieht ruhig
zieht ruhig weiter
ruhig weiter
ruhig
weiter ...

Selbstverständlich kann man hier auch jede Strophe für sich lesen und das ganze Gedicht im kompletten Zusammenhang. (Den Titel, der sich hier als letzter Vers wiederholt, habe ich nur einmal "ausgelesen".)

Diese Art Gedicht sagt mir zu, denn es erzählt beinahe eine ganze Geschichte. Statt "verdichtet", ist es fast "komprimiert".

Eine Stelle finde ich allerdings nicht ganz so gelungen:

Zitat:
ruft öd und leer gewaltig krach macht
Wenn ich hier "gewaltig krach macht leichen" lese, dann denke ich eigentlich an "gewaltiger krach" . Es passt zwar zum Text davor, aber in der Weiterführung "hakt" es ein bisschen.

Außer "viel" fällt mir keine passende Alternative ein, und dieses Wort ist schlicht zu blass im Vergleich zu "gewaltig". Vielleicht verhelfe ich dir ja mit meiner Anmerkung zu einer Idee.

Ja, es ist immer wieder das Gleiche. Seit es Menschen gibt, sterben Diktaturen nicht aus, da die Diktatoren es auch nicht tun ...

Die Presse, das ist ein Kapitel für sich. Je mehr Leichenteile, je mehr Blut und Tod, je mehr Farbe in Film und Fotografien, desto besser. Schließlich gibt es Konkurrenz, man muss im Geschäft bleiben. Irgendwie erinnern mich Reporter in Kriegsgebieten an eine Schar Aasgeier, ich kann mir nicht helfen.

Und die Schuldigen? Sie kommen davon, um im Exil ihr Luxusleben genussvoll weiter zu führen.

Großartig, wirklich ...

Dein Werk habe ich gerne gelesen und kommentiert, was ich vom Inhalt nun gar nicht sagen kann ...

Liebe Grüße

Stimme
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