Thema: Echo-Gedicht
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Alt 07.08.2011, 21:08   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Echo-Gedicht

Echo auf 'Die Bergstimme'

Ein Reiter durch das Bergtal zieht,
In munterm Trab dahin:
'Ach! zieh ich jetzt wohl ins finstre Grab,
Oder zieh ich zum Liebchen hin?'
Drauf schallts im Berge drin:
'Zum Liebchen hin!'

Und weiter reitet der Reitersmann,
Und ruft zum Berg im Scherz:
'So ziehe ich denn zum Liebchen hin -
Sie kennt mein treues Herz!'
Vom Berg klangs himmelwärts:
'Mein treues Herz!'

Der Reitersmann schwingt seinen Hut,
und gallopiert ein Stück:
'Mein Liebchen ist so treu und gut -
Ich reit ins ew'ge Glück.'
Die Stimme ruft zurück:
'Ins ew'ge Glück!'

Thomas


Die Bergstimme

Ein Reiter durch das Bergtal zieht,
Im traurig stillen Trab:
'Ach! zieh ich jetzt wohl in Liebchens Arm,
Oder zieh ich ins dunkle Grab?'
Die Bergstimm' Antwort gab:
'Ins dunkle Grab!'

Und weiter reitet der Reitersmann,
Und seufzet schwer dazu:
'So ziehe ich denn ins Grab so früh -
Wohlan im Grab ist Ruh!'
Die Stimme sprach dazu:
'Im Grab ist Ruh'!'

Dem Reitersmann eine Träne rollt
Von der Wange kummervoll:
'Und ist nur im Grabe die Ruhe für mich -
So ist mir im Grabe wohl.'
Die Stimm' erwidert hohl:
'Im Grabe wohl!'

Heinrich Heine

Nachdem ich das Spiegelgedicht von Stimme der Zeit gelesen habe, ist mit dieses Gedicht wieder in den Sinn gekommen. Vielleicht regt es an, ähnliche 'Echos' auf Gedichte oder 'Spiegelungen' von Gedichten anzufertigen.

Viele Grüße
Thomas
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