Thema: Klagelied
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Alt 07.03.2009, 18:26   #2
DerKleinePrinz*
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Liebe supikatzi

Zurzeit kommen recht viele düstere Gedichte aus deiner Feder. Muss man sich sorgen machen?

Ich denke nicht das du beim Schreiben an Heines Schlesische Weber gedacht hast, aber daran erinnertn natürlich der Fluch unwillkürlich. Allgemein würde ich sagen, dass ich schon weit Besseres von dir gelesen habe, zu harmonielos kommt mir dein Werk daher, aber schauen wir mal genauer hin.

Strophe 1:

Zitat:
Hinter gesichtslosen Mauern
weben sie dein Leichentuch:
Wie lange wird es noch dauern,
wann greift ihr tödlicher Fluch?
Natürlich drängt sich sofort die Frage auf, wer ist sie? Leider kann man da nur spekulieren, denn es wird bis zum Ende hin nicht wirklich deutlich. Ich finde schon den Start nicht wirklich gelungen, so richtig weiß ich garnicht warum. Auch die Metrik ist im ganzen Gedicht ein wenig durcheinander:

XxxXxxXx
XxXxXxX
xXxXxxXx
xXxXxxX

Hier mag es noch gehen, obwohl es wohl alles andere als perfekt ist.

Strophe 2:

Zitat:
Ein Fluch, der dich vernichtet,
die Haut dir schält bis aufs Blut,
der ganze Arbeit verrichtet,
dich wegspült durch ätzende Flut.
xXxXxXx
xXxXxxX
xXxXxxXx
xXxxXxxX

Ein ziemliches Durcheinander ist das.
Ich kann überhaupt nicht warm werden mit deinen Zeilen. In der ersten Strophe sagst du schon das der Fluch tödlich ist, hier beschreibst du ihn nochmal genauer, aber etwas Neues erfährt man nicht, dabei finde ich es unglaublich wichtig das ein Gedicht zielführend ist.
Auch die Sprache ist, wie die man weiter oben sehen kann, nicht rund. Allein deswegen verliert das Werk schon enorm an Qualität. Auch kann ich keine Verbindung zwischen Sprache und Metrik feststellen, es wirkt sehr zufällig und spontan notiert. Ich denke es ist ein Gedicht, welches nicht allzuviel Zeit gekostet haben dürfte.

Strophe 3:

Zitat:
Wo ist der rettende Anker,
der kraftvoll dich hält in der Nacht?
Wer bringt dich ans sichere Ufer,
das frei ist von Willkür und Macht?
Jetzt gibt es einen Fortschritt des LI's. Ich denke das ist auch die beste Strophe im Gedicht. Hier kann man vllt. die Frage beantworten, wer das sie ist. Es sind wohl die Menschen, zumindest ein Großteil davon. Machtbesessen und intrigant. Sehe ich das richtig, dass das LI die Schuld für das nahende Ende ihnen in die Schue schiebt?

Metrisch sieht es auch ein wenig besser aus:

xXxXxxXx
xXxxXxxX
xXxxXxxXx
xXxxXxxX

Aber warum machst du mit dem Kreuzreim nicht weiter? Ich sehe dafür keinen Grund.

Strope 4:

Zitat:
Ruhelos streifst du durch Gärten,
deine Augen seh'n braches Feld;
verdorrt, was sie einst bescherten,
verloren, was du einst bestellt.
bescherten und Gärten ist natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber jetzt versuchst du wieder den Kreuzreim zu verwenden, mir fehlt die klare Linie.

Die Metrik:

XxxXxxXx
xxXxXxxX
xXxxXxXx
xXxxXxxX

Diesmal stimmt zumindest die Silbenzahl

Ich denke das Grundproblem deines Gedichtes ist, dass beim Leser (zumindest bei mir) kein klares Bild entsteht. Es fehlt ganz klar der rote Faden der mich bis ans Ende zieht. Ich denke das ist eines der Grundübel vieler Schreiber (ich meine nicht dich, sondern allgemein viele die sich daran versuchen). Viele schreiben einfach drauf los, haben aber kein Ziel, ich vertrete die Ansicht, das ein Großteil von Gedichten unbedingt geradewegs auf ein gewisses Ziel hinführen sollte, das kommt der Verdichtung enorm zu Gute. Die gelingt das hier leider nicht. Wenn man sich nurmal die verwendeten Begriffe anschaut kann man erkennen, das eben diese Linie fehlt: Mauer, Fluch, Blut, Anker, Nacht, Garten, Feld.

Deswegen sagte ich eingangs, dass mir die Harmonie fehlt, weder passt hier die holpernde Metrik zum Inhalt, noch ist der Inhalt in sich homogen. Natürlich gilt das nur für mich als Leser, ich kann ja nur von der Wirkung auf mich reden. Ich denke es ist eher ein Gedicht für dich, nicht eins für andere.

Jetzt darfst du mir böse sein

Liebe Grüße
DerKleinePrinz* der dieses Mal seinen Stern behält.
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