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Alt 13.11.2011, 09:10   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Einladung zur 'Offenen Tafel'

Ich möchte vorschlagen einen 'virtuellen Schiller Salon' zu eröffnen, weil dieser sehr be-kannte, aber auch oft ver-kannte Dichter mir viele wichtige Anregungen gegeben hat und die Beschäftigung mit ihm für Freunde der Dichtung sehr inspirierend sein kann. Schiller ist es leider passierte, dass er auf einen Sockel gesetzt wurde, als unerreichbar galt und damit von der lebendigen Dichtkunst entrückt wurde. Dabei hat er dem 'praktizierenden' Dichter auch heute noch viel zu sagen.

Das besondere an Schiller ist die große Ernsthaftigkeit mit der er untersucht hat, welche Rolle Poesie und Kunst für den Menschen haben. Ganz besonders interessant scheint mir, dass Schiller schon vor über 200 Jahren erkannt hat, welche besondere Bedeutung die Dichtung für den Menschen der modernen, zunehmend entfremdeten und arbeitsteiligen Gesellschaft hat, deshalb sagt er in seiner Rezension 'Über Bürgers Gedichte' folgendes:

'Bei der Vereinzelung und getrennten Wirksamkeit unserer Geisteskräfte, die der erweiterte Kreis des Wissens und die Absonderung der Berufsgeschäfte notwendig macht, ist es die Dichtkunst beinahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bund beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt.'

Wäre das nicht eine wunderbare und ermutigende Orientierung für heutige Dichter, und für Foren, wie das unsere!

In dem vorgeschlagenen 'Schiller Salon' könnten einerseits interessante Statements über Schiller gesammelt werden. z.B. J. W. Goethes 'Epilog zu Schillers Glocke', C.F.Meyers 'Schiller Bestattung', Th. Manns 'Versuch über Schiller', C. Zuckemayers 'Ein Weg zu Schiller', etc. aber auch Gedichte und Texte, die durch Schillers Ideen und Werke angeregt sind.

So las ich z.B. vor kurzem den kurzen Aufsatz eines 13-jährigen Mädchens, welcher das Geschehen von Schillers Gedicht 'Der Handschuh' aus den Augen der schönen Dame und dann aus dem Blickwinkel des mutigen Ritters schilderte. Die Schüler einer Schule in Weimar schrieben vor einigen Jahren Briefe an Schiller, von denen einige recht originell und interessant waren, und zeigten, das viele seiner Ideen sehr aktuell und gar nicht abgehoben sind.

Falls es möglich ist, zu den vielen Parodien von Schillers Werken lustige hinzuzufügen, wäre im Salon auch Platz dafür, aber vor allem würde es mich sehr freuen, wenn Anregungen und Ideen seiner Werke spielerisch (also ganz unakademisch) aufgegriffen und fortgeführt werden.


'Jeder komme, wie er ist,
Das ist wohl das beste!'
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