Thema: Zwei Dialoge
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Alt 04.06.2009, 14:31   #7
Klatschmohn
MohnArt
 
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Hallo Ibiado,
endlich mag ich Dir eine Rückmeldung zu Deiner zweiten Geschichte geben. ich hätt es ja praktischer gefunden, Du hättest sie geteilt - aber nun geht es auch so.

Also nein, auf was für Ideen Du kommst.
Aber gleich habe ich den Ruderfix vor mir gesehen,: grüner Kopf, traurige Glupschaugen, Froschfinger, grüner Bauch - mehr konnte ich nicht erkennen.
Jetzt warten sie beiden -Ruderfix und Rudrinella auf den eifersüchtigen Kindsvater.
zu gerne hätte ich gewußt wie die Geschichte weitergeht. Schnappt ihn sich die Rudrinella und kriegt Ruderfix die Frau zurück?

Nein, ich glaube nicht, denn der Typ will sich ja nicht ins Wasser begeben, sondern nur hinein pinkeln. Er wird danach wieder schön, vielleicht mit einem Schrecken nach Hause düsen und Rudrinella und Ruderfix fangen noch mal von vorne an, so nach dem Motto: Schiffer bleib bei Deinen Planken.
Und wenn sie nicht gestorben sind......................!

Liebe Grüße,
Klatschmohn




Am Wasser

Ruderfix: Bin ich noch der Alte? Wieder an meinem Ufer? Liege im Tümpel und spüre meine Hände im kalten Wasser? Uferschreck habt ihr mich genannt. Rudi der Uferschreck – ein toller Name. Wie lange ist das schon her. Ja, die alten Zeiten. Langeweile, Froschkonzerte, Harfengeklimper – und wieder Langeweile. Bis ich auf die Idee kam Menschen, zu erschrecken. Blubber-blubber, blax-quax, eine Hand voll Schlamm, ein paar kräftige Spritzer – und Huuuch! Hilfe! Der Uferschreck! Der holt euch. Der zieht euch runter in den Teich. – Alles Quatsch. Ich hab nie einen runtergezogen. Was soll ich denn mit Wasserleichen da unten. Keine gute Gesellschaft für Frösche und Karpfen. Wollte bloß ein bisschen Zeitvertreib, ein bisschen spielen. Und hinter ihnen her lachen, so richtig hässlich, mit viel Wasser im Mund und Grünzeug um die Ohren. Das macht Stimmung.

Rudrinella (streckt in einiger Entfernung den Kopf aus dem Was-ser, belauscht ihn)

Ruderfix: Aber auf die Dauer war das ja auch nur Binsenkraut und Treibsand. Jahrzehnte musste ich manchmal warten, bis sie mich vergessen hatten und wieder zur Badebucht kamen. Und wenn dann dieses süße Mädchen nicht gekommen wäre... Ach. Was sind das nur für schreckliche Wesen, diese Menschen.

(singt) Halt dich fern von ihnen, halt dich fern,
denn sie locken und sie täuschen gern,
und dann nehmen sie dich in den Arm
und du fühlst dich unbeschreiblich warm,
aber bald, mein Lieber, aber bald
denkst du, besser ist doch nass und kalt.
Halt dich fern von ihnen, halt dich fern,
denn sie locken... (summt weiter vor sich hin)

Rudrinella: (schaut ihm zu und flüstert schließlich) Ruderfix, bist du’s
wirklich? Seit hundert Jahren such ich in allen Ozeanen nach ihm – und hier hockt er am Froschteich. Sieht nicht gerade glücklich aus.
Ob er an mich denkt? Ich muss näher hin.

Ruderfix: Halt dich fern, mein Nixchen, halt dich fern,
von so luftgekühlten trocknen Herrn...

Rudrinella: Ruderfix, kennst du noch deine Rudrinella?

Ruderfix: O, Überraschung! Rudrinella die Abweisende. Willkommen in meiner bescheidenen Pfütze. Wie geht’s deinem Schatz Prinz Spülerich?

Rudrinella: Der mein Schatz? Du hast ja ne Seegurke im Wasserkopp.

Ruderfix: So? Und warum hast du mich dann in die Sümpfe geschickt?

Rudrinella: Wollte dich doch nur in Bewegung bringen. Ihr Wassermänner seid ja so was von langweilig, wenn man euch nicht mal in die Flossen kneift. – Aber wo hast du denn deine Flossen? Du siehst ja unten rum aus wie ein Mensch. Bist du einer geworden?

Ruderfix: Das ist eine lange Geschichte. Ich verwandle mich gerade wieder zurück.

Rudrinella: Du hast dich also bei den Menschen rumgetrieben.

Ruderfix: Was geht dich das an?

Rudrinella: Immerhin war ich vor dreihundert Jahren deine auserwählte Strudeltanznixe und du wolltest mich in deinen Korallenpalast entführen.

Ruderfix: Ehe der Spülerich dich umplätschert hat.

Rudrinella: Der hatte viel feinere Manieren als du.

Ruderfix: Und die größeren Muscheln im Tiefseeschlund.

Rudrinella: Bei dir schäumt’s wohl. Ich mach mir nichts aus Perlen. Ich such einen wetterfesten Wassermann, der nicht gleich beleidigt abhaut, wenn man ihm mal die Schwanzflosse zeigt. Warum hast du deine Flossen abgelegt?

Ruderfix: Das lag an Sabine. Die stand eines Abends hier am Ufer und wollte zu mir.

Rudrinella: Ausgerechnet zu dir?

Ruderfix: Jawohl, zu mir. Bitte, bitte, lieber Rudi Uferschreck, hat sie geweint, komm herauf und hol mich zu dir in dein Reich. Ich will nicht mehr leben.

Rudrinella: Toll! So machen die Menschen das öfter. Und? Hast du sie dir geholt?

Ruderfix: Egelschleim und Krötenlaich! – Nee, ich bin zu ihr rausgehüpft und hab sie festgehalten. Die kriegen nämlich keine Luft im Wasser. Außerdem können die sich erkälten, weißt du, das war im November.

Rudrinella: Und dann hat sie geschrieen und ist gerannt, hahahaha!

Ruderfix: Gar nicht. Rennen konnte sie nicht, weil ich sie hielt. Geschrieen hat sie auch nicht. Nur geschluchzt.

Rudrinella: Dann kommt so warmes Wasser aus den Augen und aus der Nase, stimmt’s?

Ruderfix: Hast schon recht. Aber ich hab mich verliebt.

Rudrinella: So? Das ist doch diese Menschenkrankheit. Temperaturanstieg im Brustbereich und von da bis in den Bauch, sogar in den Kopf hinein...

Ruderfix: Ja, weißt du, sie war so schön - zart, zerbrechlich...

Rudrinella: Mit nackter, hellbrauner Haut, offenen Ohren und Fingernägeln an den Schwanzflossen – igitt.

Ruderfix: Unsinn, die haben gar keine Flossen.

Rudrinella: Aber schwimmen wollen sie doch, diese armen Krüppel.

Ruderfix: Ich hab den Umwandlungszauber angewandt und bin ein Mensch geworden.

Rudrinella: Das sieht man, du Ärmster.

Ruderfix: Dann bin ich mit ihr gegangen.

Rudrinella: Sie wollte doch zu dir in den Teich.

Ruderfix: Das war doch nur am Anfang, aus Verzweiflung, weil sie ein Kind erwartete.

Rudrinella: Davon verzweifeln die?

Ruderfix: Das hab ich zuerst auch nicht verstanden, aber dann bin ich ihr Mann geworden und sie sagte, ich soll der Vater von ihrem Kind sein.

Rudrinella: Aha, erst das Kind und dann der Vater. Bei uns geht das umgekehrt.

Ruderfix: Die Menschen sind eben ganz anders als wir. Sie haben ständig Temperaturschwankungen. Als sie das Kind hatte, dauerte es nicht lange, bis sie den richtigen Vater auftrieb und mir sagte, ich soll dahin gehen, wo ich herkomme. Darum geh ich jetzt auch wieder zurück ins Wasser. Lass mir noch hundert Jahre Zeit mit unserem gemeinsamen Einzug in meinen Palast. Ich werde sie nie vergessen. Sie konnte so zärtlich sein...

Rudrinella: Ist das diese – äh – wie heißt das noch? – Liebe?

Ruderfix: Ja, die hört nicht auf, auch wenn alles nur Einbildung war.

Rudrinella: Du machst mich neugierig. Das möchte ich auch kennen lernen.

Ruderfix: Gut, dann schlage ich dir vor, dass wir hier zusammen warten, bis er kommt, der Vater ihres Kindes. Er hat gesagt, er will um Mitternacht in diesen Teich pinkeln, weil er ihr nicht glaubt, dass es Rudi den Uferschreck gibt. Der bin ich nämlich. Ich wollte ihm auflauern und ihn mal ordentlich mit der Nase in den Schlamm tunken. Aber wenn du willst, kannst du ihn anschließend vor dem Ertrinken retten und ...

Rudrinella: O, du bist ein Schatz. Das tu ich. Ja dann mal los mit dem Verwandlungszauber!

Ruderfix: Und vergiss nicht: in hundert Jahren in meinem Korallenpalast...

Rudrinella: Na klar, Rudilein!

Ruderfix: Versteck dich, er kommt.
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