Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 19.07.2017, 19:32   #18
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi!

Koko bringt sehr gut auf den Punkt, wie auch ich es empfinde in meiner "klassischen Ödnis". Nicht dass ich erbost wäre - wer austeilt, sollte auch einstecken können, und wenn ich mir das Recht nehme, klar zu sagen, was ich ablehne, dann steht es anderen ebenso zu, auch wenn ich dann der Betroffene sein mag.

Mir wäre eine Trennung von ganzen Foren nach "alter" und "neuer" Lyrik am liebsten, daraus mache ich keinen Hehl - eben weil ich den Begriff Lyrik anders definiere und die modernen Sprachexperimente nicht als Lyrik ansehen kann, die nach meiner Def. als "schöne Sprache" zur Erbauung und Bewegung von Geist und Herz gleichermaßen gilt, wobei allein schon die Schönheit der Sprache an sich mein Herz zu bewegen weiß, wie mir jedesmal wieder klar wird, wenn ich nach einigen Seiten Rilkelektüre erneut zu weinen beginne - einzig der Genialität der Sprache wegen und ihrer auf diese Weise so wunderbar transportierten Bilder.

Modernes berührt mich bestenfalls sehr selten zerebral, aber emotional überhaupt nicht. Tote Hose. Ist eben so. Damit fällt für mich auch schon mal ein wesentlicher Definitionspunkt für "Lyrik" weg.
Damit könnte ich leben, gäbe es da nicht diese dadaistische Demontage von Sprache in manchen modernen Strömungen, die mir entsetzlich gegen den Strich geht, entwickelt sie doch das präzise menschliche Sprachvermögen in meinen Augen und Ohren quasi auf das Steinzeitniveau klischeehafter Filmintertrepationen der nämlichen Epoche zurück! ---> UGA-AGA-GUGU!

Diese Dekonstruktion eines wohlgeschliffenen und akkuraten Instruments auf das grammatikalische Niveau grenzdebiler Vorschulkinder verärgert mich jedesmal zutiefst, wenn ich hier darüber stolpere. Darum kann ich ja auch beispielsweise das typische Türkensprech a la "Erkan und Stefan" (Wer kennt sie - leider - noch?) nicht ertragen, obwohl ich weder Kulturangstbeißer noch Rassist bin. Es ist einfach die unnötige, aber offenbar mit Genuss zu verselbstständigten Identifikationszwecken zelebrierte Vergewaltigung des Deutschen, die mich auf die Palme bringt, ob es sich nun um einen "Slang" oder eine behauptete Kunstform handelt, und ganz unabhängig von Benutzer, Autor und/oder Vorgeschichte!

Warum ausgerechnet AZ hier den betulichen und berufenen Gutmenschen mimt und sich unter dem subjektiven Eindruck foreninterner Bevormundung durch meine private Meinung der "armen Geknechteten" annimmt, interessiert mich nicht. Sie wird ihre Gründe haben, so wie ich die meinen. Revoluzzen kann auch eine Lebenseinstellung sein, wenn man meinen Beiträgen hier eine Art leitkulturellen Einfluss unterstellen möchte - den sie nach meinem bescheidenen Dafürhalten allerdings bestenfalls für sehr unsichere oder leicht zu manipulierende Charaktere haben könnten! SO wichtig bin ich hier nicht - ich bekleide nicht mal einen Moderationsposten hier.

Zudem bin ich ein eher unnahbarer Einzelgänger, irgendwelche Absprachen mit der Forenleitung kämen mir nie in den Sinn - und eine Forenleitung, welcher der Sinn nach derlei stünde, sähe mich ohnehin bald nur noch von Weitem! Was immer ich also hier an Einfluss haben mag, geht nicht von aktivem Betreiben meinerseits aus, das kann ich offen versichern. Ich sage nur meine Meinung, wenn mir danach ist, und meistens schaffe ich das auch ruhig und höflich. Es gibt eigentlich nur 2 Themen, die mich in inneres Ungleichgewicht stürzen können: Religionen und moderne Lyrik! Beides für mich ein Gradmesser für selbstverdummende menschliche Verweigerungshaltung gegenüber dem Offensichtlichen. Meinem ganz persönlichen und subjektiv Offensichtlichen, wohlgemerkt - zumindest aus der Perspektive anderer.

Nun denn - ich verhalte mich halt nicht immer "politisch korrekt" und verschweige züchtig meine wahren Gedanken. Das kann man auch als eine Art Aufrichtigkeit sehen: Ich verstelle mich nicht für die Einhaltung gesellschaftlicher Konventionen oder für die Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen. Beides berührt mein Leben bestenfalls am Rande. Das macht einerseits einsam - aber eben auch wunderbar unabhängig im Kopf.
Sollte ich jemanden wirklich mit meinen Äußerungen beleidigen, entschuldige ich mich gern dafür, wenn der Betroffene mich darauf anspricht. Schließlich geht es mir immer um das Aufzeigen bestimmter An- oder Einsichten von mir, nicht darum, andere zu demütigen oder herabzuwürdigen. Ich hasse sozusagen das moderne Gedicht, nicht den modernen Dichter, die Religion, nicht den Gläubigen sozusagen - was zuweilen schwerfällt, das gebe ich gern zu. Aber ich bemühe mich. Meinen sozialen Unzulänglichkeiten und der dadurch bedingten Unsensibilität gegenüber Missinterpretierlichkeiten sowie diesbezüglicher möglicher Empfindlichkeiten der Interpretierenden ist es zuzuschreiben, dass dies wohl zuweilen anders empfunden und interpretiert wird, wie von AZ in diesem Falle.

Sich unaufgefordert zum "Anwalt der Gerechten" zu machen, ist ihre Sache. Ich hingegen weiß, ob es für mich Grund gibt, mich angesprochen zu fühlen oder nicht. Mitzuteilen, ob und wie weit, obliegt ebenfalls meinem Dafürhalten, bzw. meinem Bedürfnis, mich in den öffentlichen Raum zu tragen. Mehr ist dazu nicht zu vermelden.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.07.2017 um 10:07 Uhr)
Erich Kykal ist offline