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Alt 06.01.2017, 10:40   #1
Kokochanel
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Standard Geliebtes Land, Le Maroc

Ich wählte dich und lag in deinen Armen,
du stolzes Land des Oleanderschweren,
wo Strände im vergoldet Menschenleeren,
mich teilen ließen Reichtum aller Armen.

Ich schnupperte den Duft in den Basaren,
ich naschte Datteln, süß wie zartes Sehnen,
ließ mich des Wüstenwindes Traum entlehnen,
des warme Lüfte mir Liebkosung waren.

Du gabst so viel mir, warst mir lang Gefährte,
du Land, das pralle Herzlichkeit mir schenkte
und mich geheimnisvoll ins Leben lenkte.

Du schicktest mich auf meine eigne Fährte.
Du hast mich damals doch so viel gelehrt
- hast du dein eignes Wissen nicht vermehrt?

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Was ist aus dir geworden, schönes Land,
das sich vergaß im Strudel einer Zeit,
wo alles, jedes wechselte sein Kleid
und das doch selbst Jahrzehnte stille stand?

Heut schickst du deine Kinder zu uns her,
die uns beleidigen und uns berauben.
Mein Herz kann das nicht sehen und nicht glauben
und trinkt sich an den Fernsehbildern leer.

Was ist geschehen? Große Freundin, sprich,
in deren Seele ich einst Freiheit fand.
Was ist geschehn, das nichts dem Bild mehr glich,

das meinte dich zu kennen, stolzes Land?
Der Salzsee flackert, wirft den Traum ins Blau:
„Du fremd Gewordne, schweige still und schau.“.

Geändert von Kokochanel (06.01.2017 um 11:35 Uhr)
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