Thema: Die Schnecke
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Alt 26.11.2016, 11:49   #1
Felix
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Standard Die Schnecke

Jüngst, als ermattet vom mühsamen Tagwerk die Sonne
kaum noch die Reben an östlichen Hängen erwärmte,
lag ich im Grase und sorglos genoss ich die Stille.
Über mir war nur der Himmel und blinzelnd begrüßte
Venus das Schwesterchen Luna in dämmriger Stunde.

Grillen zirpen, Käfer brummen -
hör ich Nachtigallen schlagen?
Heimwärts letzte Bienen summen,
Imsen mühen sich und tragen
Lasten über Stock und Steine.
Lautlos fliegen Fledermäuse,
Mücken stechen in die Beine.
Eine Schnecke mit Gehäuse
kriecht gemach auf meine Hand
kühlt mit ihrer Silberspur
meinen bösen Sonnenbrand -
ach, wie klug ist die Natur!

Ich fasse der Schnecke ganz zart ans Gehäuse,
berühr mit dem Finger sehr sacht die Tentakel,
sie zieht sich zurück und verbirgt sich empört
im Schutze der Kalkschalenhöhle und wartet,
begierig zu wissen, was ich mit Mollusken so plane.

Schnecklein, musst nicht ängstlich sein,
komm heraus aus deinem Haus.
Dienst mir nicht zum Gaumenschmaus,
spiel nur mit dem Fingerlein,
- bin in andrer Weise ein Gourmet -
und bevor ich einen Mord begeh,
fällt so manch Wollustelspiel mir ein.
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