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Alt 21.10.2016, 16:09   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Laie!

Schön bedichtet! Dass der Erzähler in S3 selbstreflektiv auftritt, verwirrt ein wenig, fragt man sich doch, in welcher Beziehung er zu den umrissenen Figuren steht. Ist "sie" es, die erst von sich in der dritten Person erzählte, oder ein Außenstehender, den all das zu Tränen rührt?
Auch der abrupte Zeitenwechsel zwischen S2 und 3 irritiert etwas.
Zum besseren Verständnis könnte man die letzte Strophe inhaltlich etwas umstellen:

Die Zeit steht still. Die letzten Mauern
der eignen Scholle sieht man kaum.
Das Bild verschwimmt. Mich greift ein Trauern.
Hier wohnte einst ein schlichter Traum.

Der Zeitenwechsel wird durch die unmittelbare Erwähnung der Zeit abgefedert und verständlicher. Das Verschwimmen des Bildes (Tränen) passt besser zum Trauern in Z3.
Der betonte Auftakt in der vierten Zeile wird auch durch eine kleine Umstellung entschärft.

In S1Z4 hätte man auch "Hier bleiben und hier leben wir!" nehmen können, was mir besser gefallen hätte.

S2Z1 hätte mir "In rein(st)er Freude" besser gefallen.

Sehr gern gelesen und mir Gedanken dazu gemacht!

LG, eKy
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