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Alt 09.10.2016, 10:09   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Laie!

Ein gelungenes Stück Lyrik, dessen Tiefe sich erst auf den zweiten Blick erschließt! Ganz und gar nicht "laienhaft"!

Der erste Blick: Ein harmlos dahinplätscherndes Gedichtchen über die Stille und Schönheit der Natur in den Bergen.

Der zweite Blick: Erst jetzt fällt die Diskrepanz auf, dass die Partnerin, die "an seiner Seite fehlt", offenbar mit dem LyrIch spricht!

So wird aus einem leisen Naturgedicht ein Schrei der Sehnsucht und Erinnerung, der von Leid und Verlust erzählt - aber unaufdringlich, unspektakulär, indirekt, so als wäre der Schmerz schon lange bewältigt oder sublimiert, und die Zwiesprache mit dem geliebten aber vergangenen Wesen schon zu liebgewonnener Gewohnheit geworden.

Ein Stück, das mit nur zwei kurzen Sätzen (die jeweils ersten Zeilen der Strophen) und der daraus resultierenden Überlegung anrührt und viel Ungesagtes zum Ausdruck bringt, das im Leser nachwirkt. Chapeau!
(Das erinnert mich an einen unpassenden Vergleich, den ich mal prägte: Mit der Lyrik ist es wie mit den Fürzen - die heimlichen sind viel intensiver! )

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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