Strafe der Erleuchtung
Strafe der Erleuchtung
Er ward erleuchtet, dieses war sein Schicksal:
Wo sich Geringere mit Zweifeln plagen,
da musste er die nackte Wahrheit sagen,
die er, weil er enthoben war, auf einmal
erkannte und, als wär's nicht seine Wahl,
verkünden musste mit verklärtem Lallen,
wodurch er, jenseits und auch fern von allen,
sich ganz entsprach. Doch ahnte seine Qual
nicht einer, der ihm wissensdurstig lauschte,
weil keiner wusste, wie die Götter strafen,
wenn sie den Boden nehmen. Es verrauschte
sein Wesen zwischen Wachen und Entschlafen.
Obwohl er sich an seinem Selbst berauschte,
gehörte er letztendlich zu den Schafen.
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© Ralf Schauerhammer
Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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