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Alt 14.06.2016, 01:26   #5
Meishere
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 08.06.2016
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Ach ihr lieben,

wie es mich freut, wie auf die Gedichte eingegangen wird.
An dieser Stelle auch mal eine Entschuldigung, an alle die es lesen, dass ich selbst bisher im Grunde nicht kommentiert habe.
Das werde ich auf jeden Fall nachholen, weil hier so viele tolle Sachen zu finden sind. Leider fehlt mir momentan oft Zeit und vor allem mentale Klarheit, um mich in gebührender Weise mit den Werken eines anderen zu befassen. Ich lese im Stillen mit und werde mich alsbald zu Wort melden, wenn es mir möglich ist!

@Dana: Die Worte "hohe Kunst" schmeicheln mir zutiefst, auch wenn die Akzeptanz eines solchen Kompliments nicht immer leicht fällt
Es ist schön (oder nicht), dass es dir gefällt und, dass du durch die Stimmung eingefangen wirst. Ich denke mehr kann ich mir nicht wünschen (ich wüsste auch gar nicht was).
Danke für deine Worte.


@charis: Das "ver" vor "dampfen" übernehme ich ganz frech einfach mal nicht, es mag mir nicht ganz passen. Das Komma entferne ich gerne. Ich glaube ich habe an anderer Stelle schon erwähnt, dass ich recht eigenwillig bin, was das Setzen der Kommata in meinen Gedichten angeht. Da sollte ich wohl etwas besser drauf achten
Das zweite "dampf" ist eigentlich tatsächlich beabsichtigt, ich mag es ganz gerne mit Worten zu referenzieren. Ich weiß nicht, ob das schlechter Stil ist, aber ich mache das teilweise fast instinktiv, wenn ich auf ein Thema oder einen Aspekt des Themas zurückkomme, den ich bereits erwähnt habe.
Das "dagegen" gefällt dir einfach sprachlich nicht?
Ich finde die Alliteration eigentlich sogar ganz schön

Das als Statement zu deinen Vorschlägen, ich hoffe es ist plausibel und nicht arrogant

Zu deinem eigentlichen Kommentar:
Da fühle ich mich fast schuldig, aber zum Glück sind es für den Leser ja nur Momentaufnahmen und der Ausstieg ist meist recht einfach möglich.
Daher weise ich dann doch jede Schuld von mir
Schön, dass es dir gefällt


@eKy: Da haben wir tatsächlich fast wieder das Thema, wie in unserem letzten Gespräch
Auch dieses Gedicht entspringt meinen Emotionen und Erlebnissen/(Alltags)erfahrungen.
Und wieder möchte ich gerne auf den Inhalt eingehen, da mir scheint, dass ich das vielleicht doch irgendwann mal schuldig bin, wenn ich immer diese ganzen metaphorisch-mystisch-kryptischen Werke raushaue

Ich hatte es ja schon an anderer Stelle erwähnt, dass ich einige Bilder habe, die ich gerne wiederverwende. Diese Bilder sind im Grunde in meinem Kopf eingebrannt und lassen sich kaum austauschen.
Auf die Gefahr hin, dass ich einigen Lesern nun ihre eigene Athmosphäre wegnehme und eigene Interpretationen (leider) im Keim ersticke, nun die versprochenen Worte zum Inhalt.
Achtung, es könnte etwas ausufern

Zunächst ist die Farbe Rot, wenn aus dem Kontext nicht anders zu erschließen, für mich immer ein Bild für Blut. (Was eigentlich schade ist, denn es ist meine Lieblingsfarbe. Und ihre Ambivalenzen (wenn es wirklich welche sind) sind so schön vielseitig. Liebe, Sonne(nuntergang/aufgang), Blut, Wut, Schmerz, Linkspolitik , Feuer und vielleicht noch mehr. Entschuldigung, ich schweife mal wieder ab.)

Das Gedicht dreht sich grob gesagt, um psychische Erkrankung bzw. Seelenpein allgemein.
Genauer gesagt wird vor allem der Aspekt der Selbstverletzung beleuchtet und das verstecken vor sich selbst bzw. das Verstecken der eigenen seelischen Lage vor anderen.
Schwarz ist für mich immer die Finsternis, die Dunkelheit. Sei es die Dunkelheit von außen oder oft auch die innere Finsternis. Eben das, was dort scheinbar die eigentliche Persönlichkeit vergiftet, das Böse, das bei einigen Menschen (wie bei meinen Lyrischen Ichs und eben auch bei mir selbst, wenn ich so offen sein darf) zu groß wird oder wurde und das eine Kraft birgt, die oft nicht bezwungen werden kann.
Der Goldpalast ist ein Bild, dass ich bisher nur in diesem Gedicht verwendet habe. Er steht für die Seele des LI. Prunkvoll und schön, wie jede Seele eigentlich ist, wenn man all das, was sie plagt ignoriert.
Es gibt in jedem Leben Momente, in denen man es schaffen kann in seine eigene Seele zu blicken und sich zu denken "so schlimm ist es gar nicht", auch wenn diese Momente oft viel zu selten erscheinen.
Das als Basis.

Wie fügt sich das, für mich, nun inhaltlich zusammen.
Das Rot, das Blut, als Sinnbild für Selbstverletzung, die selten wirklich die Erlösung bringt, die man sich wünscht.
Viel mehr führt sie dazu, dass alles noch schlimmer wird.
Die Dunkelheit wird noch größer.
Und in dieser Dunkelheit ist man irgendwann verloren, es bleibt scheinbar nichts übrig, an dem man sich festhalten könnte. Aus der Dunkelheit wird ein großes Nichts, in dem man nicht mehr weiß, ob es wirklich dunkel ist oder ob nur alle Farben fehlen oder ob man nur zu weit von allem entfernt ist, um etwas zu erkennen.
All diese Kämpfe, die dann auf der Haut zu sehen sind, spielen sich im Inneren ab. Das projiziere ich immer auf das Bild der Seele, in festem Glauben, dass jeder Mensch so etwas hat, auch wenn ich nicht weiß, wie es aussieht oder funktioniert.
Das LI versucht sich selbst zu retten, indem es sich in seine eigene Seele zurückzieht, die ihm als rettender Ort erscheint, als etwas, dass vielleicht helfen kann, daher der Goldpalast.
Doch sobald es sich dorthin zurückgezogen hat, merkt es, dass auch die Seele irgendwann verdorben ist, es hat nicht mehr das Gefühl, dass es seine eigene Seele ist. Es ist nur noch Gast im eigenen Körper.

So viel zu Strophe 3.

In Strophe 4 beschreibt der "Seelenschlaf" genau dieses zurückziehen und vielleicht daraufhin das Ignorieren der eigenen Seele.
Jetzt versucht das lyrische Ich zumindest nach außen hin perfekt zu wirken, das Streben nach Perfektheit steht im krassen Gegensatz zur eigentlichen Situation. Das LI wird nach außen hin kalt, gibt sich, als wäre alles perfekt. Kalt und perfekt geformt, wie ein Eiskristall.
Die Flamme, als zerstörerisches Element, die auf der Haut wütet, ist nur ein weiteres Bild für die Selbstverletzung und zeigt gleichzeitig den Gegensatz in einer seiner Urformen kalt-heiß. Diese Selbstverletzung hört natürlich nicht auf, nur weil das LI sich nach außen so gibt, als sei alles gut.
Und so verschwindet immer mehr der eigentlichen Persönlichkeit des LI zusammen mit dem Blut, dass es verliert.

So viel zu Strophe 4.

Ich hoffe, dass ich damit auf die beiden "kritischen" Strophen eingegangen bin und dass dadurch die Bedeutung der Bilder klar geworden ist.

Mir ist bewusst, dass man all das schwerlich herauslesen kann, wenn man nicht zumindest die Stichworte "Selbstverletzung", "sich in die Seele zurückziehen" und "nach außen hin alles perfekt verstecken" bekommt.

Und deswegen halte ich mich auch gerne oft zurück, was den Inhalt meiner Gedichte angeht.
Ich hoffe, dass ich einem Leser Bilder zeigen kann, die ihm eine eigene kleine Welt eröffnen, in der er sich selbst finden oder zumindest herumspaziere kann und dabei erkunden, was die Worte für ihn bedeuten können.
Ich habe schon oft Interpretationen zu meinen Werken gelesen, die nicht einmal mir in den Sinn kamen (und mir fallen oft dutzende Interpretationsmöglichkeiten zu meinen Worten ein ). Und jedes Mal, wenn das passiert, bin ich einfach dankbar dafür, dass ich jemandem ein kleines Stückchen meiner Welt geben konnte, damit er sich daraus seine eigene formen kann

Ich denke, meine Herangehensweise an das Schreiben unterschiedet sich von der vieler anderer, ist vielleicht sogar recht eigen. Ich hoffe, nicht selbstverliebt o.ä. zu klingen, wenn ich das so schreibe, wie ich es gerade tat. Nichts liegt mir ferner. Ich denke ich bin nur ein kleiner Teil einer viel zu großen Welt und hoffe, dass ich dennoch dem einen oder anderen etwas schönes mit auf den Weg geben kann.


So... Ich denke, nun habe ich einmal alles gesagt, was man auch allgemein zu meinem Schreiben und Schreibstil wissen können kann.
Gerne verweise ich nun an geeigneten Stellen hierauf, falls jemand gerne einen Einblick in meine teils sehr verwirrende Gedankenwelt haben möchte, um einmal von seinem Pfad abzuweichen und ganz dem meinen zu folgen.
Man darf mir glauben, dass das Thema dieses Gedichtes und ähnliche Themen viel öfter in meinen Werken zu finden sind, als mancher vielleicht denkt


Sollte es noch offene Fragen geben, bin ich wie immer gerne bereit zu antworten, sofern sie nicht zu sehr die Welt des Lesers zu meiner machen

Abschließend auch an dich, eKy: Schön, dass es dir gefällt!


Liebe Grüße,

Marcel
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