Thema: Wenn du gehst
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Alt 12.06.2016, 19:46   #10
Meishere
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 08.06.2016
Beiträge: 30
Standard

Hi eKy,

keinesfalls fühle ich mich gestört durch deine Fragen und Erläuterungen!
Viel mehr ist dies einer der vielen Gründe, warum ich so viel Spaß an Kunst habe. Der Austausch, der auch mal weit über das einzelne Werk hinausgehen kann.

Nun zu deinen Ausführungen.
Deine, wie du sie nennst, romantische Sicht, kann ich verstehen.
Auch ich gebe mich diesem Gedanken manchmal hin und es gäbe sicher kaum etwas größeres, als wenn es mal dazu kommt.
Nur unsere Ansätze sind hier verschieden.

Ja, meine Texte dienen mir dazu, ungesagtes auf anderem Wege zu sagen. Eine Art Tagebuch, dass ich unter anderem veröffentliche, um angesprochene Personen auf Umwegen eventuell zu erreichen, da der direkte Kontakt bei bestimmten Themen, warum auch immer, vielleicht nicht möglich ist.

Dennoch sehe ich selbst schon im kreativen Prozess oft andere Interpretationen, als das was mich selbst zu jenem Text getrieben hat.
Was im Kopf des einen das Kaputtgehen einer Beziehung ist, kann leicht im Kopf eines anderen mit dem Tod zu tun haben, beispielsweise.

Ich weiß, dass man in meinen Werken, hätte man die Zeit und das Interesse, Kontinuität in den gewählten Bildern finden kann, unabhängig von der Form.
Und auf diesen Aspekt bin ich bspw. insgeheim sogar stolz, weil er zumindest mir selbst viel bringt, denn ich weiß auch nach längerer Zeit noch genau, warum ich einige der Bilder so gewählt habe.

Und wenn ich ein Gedicht beendet habe und mich bewusst dazu entschließe die Form ungeschliffen zu lassen, dann ist das eine Entscheidung, die, wie das Auswählen der Bilder, meine Emotionen einfängt und in dieses Stück Kunst integriert.

Das heißt nicht, dass es immer so ist. Sicherlich passieren mir Formfehler auch in Gedichten, deren Form ich perfektionieren wollte. Und da doktor ich dann auch im Nachhinein herum.

Und so passt mein Ansatz dennoch zu deiner Vorstellung.
Wenn jemand sich in 100 Jahren mit meinem Gesamtwerk befasst, wird er sich vielleicht fragen, weshalb einige Sonette formvollendet (falls man diesen Begriff überhaupt benutzen darf ) und andere scheinbar recht rudimentär sind.
Und ich überlasse gerne diesem Leser die Interpretation des Ganzen und zieht er dadurch Rückschlüsse auf das zugrunde liegende Talent, so ist es mir dann nicht vergönnt auch in 100 Jahren noch gelesen zu werden.
Doch damit kann ich leben und weiß, dass ich zumindest meiner Linie treu geblieben bin

Kunst ist für mich ein sehr krasser Ausdruck meiner Emotionen und ich habe bis heute kaum ein Gedicht geschrieben, dass nicht etwas aus meinem Innersten nach draußen trug. Das mag den meisten Lesern, oft auch allen, nicht immer auffallen, mir ist es aber stets bewusst.
Daher ist es für mich manchmal einfach nicht möglich ein Werk zu einer perfekten Form hin zu bringen, da dadurch oft ein wesentlicher Teil der emotionalen Aussagekraft verloren gehen würde.

Was ich damit nicht sagen will, ist, dass perfekt geformte Gedichte nicht genauso emotional sein können.
Es kommt einfach sehr auf den Künstler an und das worauf er wert legt.
Und genauso wie ich die Form manchmal etwas sehr fließen lasse, habe ich auch Spaß daran ein Werk zu verbessern.

Für mich tatsächlich alles eine Sache der zugrundeliegenden Emotionen


Es mag sein, dass dieser am Stück geschriebene Fließtext etwas verwirrend ist, aber ich freue mich auch auf einer Nachfragen, falls etwas unklar ist


Liebe Grüße,

Marcel
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