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Alt 03.05.2016, 18:33   #7
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
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Liebe Syranie,

Danke für dein für mich interessantes Xen. Also dann mal los, - ich bin ja nicht sicher, ob es dich interessiert, aber ich denke einmal laut und solche Betonungsfragen sind ja vielleicht auch interessant, wenn man auch keine Hexa/Penta & Co schreiben will.

Das Hexameterkonzept kennst du ja sicher:
Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xxx Xx – die Hauptzäsur sollte grundsätzlich irgendwo in der Mitte sein und es muss darauf eine Senkung folgen – oder auch zwei – es besteht auch die Möglichkeit einer Dreiteilung – es gibt viele Feinheiten – jedenfalls sollte es möglichst nicht leiern.

Ich picke also die Verse raus, wo wir nicht ganz einer Meinung sind:

Zitat:
vorsichtig - wachen Auges jedoch - in der he der Stute
xXxXxXxxXXxXxxXx -
Geht so: XxxXxXxxX//xxXxxXx

„Vorsichtig“ wird auf der ersten Silbe betont; aber solche Dreisilber mit einer starken Nebenbetonung als Daktylus einzusetzen, ist eher nicht lege artis und daher heikel – hier stört es mich persönlich nicht so, weil nach dem Wort eine Pause komm, aber die Profis sehen das wohl anders.

Zitat:
Weiden erkundet; wenn die Amseln aufstieben, scheut es,
XxxXxXxXxxXxXx
Für „aufstieben“ gilt das vorgesagte ("vorsichtig")– hier korreliert es für mein Gefühl mit der Aufwärtsbewegung der Amseln, deshalb würde ich es auch nicht ändern wollen.

Zitat:
spitzt seine Ohren, vom Flattern entzückt und zornigem Schelten;
xXxXxxXxxXXXxxXx –
geht so: XxxXxxXxxX//xXxxXx
hier auch: laut sprechen - Was betonst du wirklich? - "sei/ne" ist für eine Hebung immer etwas schwachbrüstig auch im zweigliedrigen Versmaß - eine betonte Silbe oder wie hier ein einsilbiges Verb, dass im Satzbau immer gewichtiger ist als ein Pronomen (außer man legt aus irgendeinem Grund von der Dramaturgie her die Betonung darauf), drückt die erste Silbe „sei-„ auch in die Senkung. Beim „und“ hast du irgendwie recht, das bleibt hier eher in der Schwebe, aber es wird beim Sprechen schon gedrückt; jedenfalls würde ich nur in Ausnahmefällen ein „und“ für einen Hebungsprall verwenden, den man etwa im Pentameter in der Mitte braucht. Aber der Vers ist jetzt anders.


Zitat:
Freiheit lockt, Galoppaden durch goldene Wogen von Weizen,
XxXxXxxxXxxXxxXx
Geht so: XxX xxXx//xXxxXxxXx

Zitat:
wie es Gräben bezwingt, vertrauend der Kraft seiner Sprünge -
XxXxxXxXxxXXxXx
-

hier das gleiche wie oben „seiner“:xx

Zitat:
adlergleich steigen und schweben – und dem sicheren Landen
XxXXxxXxXxXxxXx
Der Versanfang geht so: XxxX – bei adlergleich drückt wieder die folgende betonte Silbe das „-gleich“ in die Senkung – aber sicher nicht deutlich, ich sage dazu: es bleibt „schwebend“– ist also auch nicht unbedingt lege artis – passt aber hier für mein Gefühl zur Sprungbewegung – so ähnlich wie oben das „auffliegen“ eben.

Zitat:
dort, wo ein Bächlein rinnt, die schmerzenden Fesseln zu kühlen,
xXxXxXxXxxXxxXx –
geht so: XxxXxXxXxxXxxXx
Das muss man auch laut sprechen - spricht du tatsächlich "landet dort, woo ein Bächleine" oder doch eher "landet doort, wo ein Bächlein.."? – ja solche „schwachen“ Versanfänge mit „untergeordneten“ Einsilbern sind im Hexa durchaus heikel – hier sehe ich aber kein Problem.

Den Rest habe ich ja offensichtlich deutlich genug geschrieben

Es geht natürlich viel besser, ich bin nur ein Lehrling.

Ich freue mich, dass dir das Thema gefällt. Ich wollte mich in meine „Pferdegleichnis“ möglichst weit von Homers glänzendem Helden entfernen

Vielen Dank!

Lieben Gruß
charis
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