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Alt 25.03.2016, 17:48   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Pinni!

Wunderschöne Sprache, großartige Lyrik! Besonders das erste Quartett und das 2. Terzett haben es mir angetan! Großes Tennis!

S2Z1 - So wie Z1 formuliert ist, erwartet man eine Fortführung dahingehend, wo sich die Reiher hinschwangen, zb:

"durch trübe Lüfte schwangen stumm die Reiher
nach klaren Lüften sich ganz hoch hinauf"

Der Satz geht aber inhaltlich ganz anders weiter, die Reiher bleiben "schwingend" in der Luft hängen - ein seltsames Bild. Zudem ist ohne entsprechende Weiterführung die Zeit falsch: Sonst Präsens, hier Mitvergangenheit. Hier würde ich statt "schwangen" ein anderes Verb wählen, zB. "gleiten".

S2Z3 - beginnt betont (gewollt?). Man kann es zwar auch unbetont anlesen, aber das "stur" klingt dann unnatürlich. Auch hier eine unpassende Mitvergangenheit. Altern: "begleiten meine Tränen dieses Ach."

S2Z4 - "im Mondenlicht" würde die Verkürzung "Aug" ersparen und klänge zudem runder.

S2 korrigiert: Ich würde zudem Z2 und 3 umstellen, sodass der Satz runder und homogener wirkt:

Durch trübe Lüfte gleiten stumm die Reiher,
begleiten meine Tränen dieses Ach,
und tiefes Sehnen macht die Seele schwach.
So weile ich im Mondenlicht am Weiher.


S3Z2 - Schwierig zu sprechende Stelle "Wind sanft neigt" - flüssiger wäre "Wind sich neigt".

S3Z3 - Das "so" am Beginn der Zeile verstehe ich nicht. Sollte es "auf diese Weise" bedeuten, wäre es eine echt hässliche Inversion! Eine andere Version wäre klarer und nicht inversiv:

Im Föhrenwipfel, den der Wind sanft neigt,
misst dieser ohne Unterlass die Stunden,
aus denen unser Schicksal sich verzweigt.


Durch das "dieser" in Z2 wird der Bezug auf den Wind deutlicher.

S4Z2 - "indem" zusammen!


Allergernst gelesen und ehrfürchtig bearbeitet! Nochmals Chapeau!

LG, eKy


PS: Du hast eine "Löschen"-Funktion (X) im Textfeld für missglückte Dopplungen oder missliebige Texte, zumindest, solang noch niemand in diesem Faden kommentiert hat.
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