Hallo Walter,
dein Experiment mit der klassischen Sonettform gefällt mir, auch wenn dabei der Klang fehlt, der per se das Sonett (für mich ) ausmacht. Aber das hätte nicht zu der Atmosphäre und der Jahreszeit des Gedichts gepasst.
Zitat:
Der Winter knirscht hart unterm Schritt.
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Hier geht es mir ähnlich wie ein paar Vorrednern, das " unterm Schritt" weckt mir auch ein paar schräge Anklänge.
Zitat:
Der Alte geht. Der Tod kommt mit.
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sehe ich den Tod als jemand, der im Rücken des "Alten" hinterhergeht.
da bröckeln ein Verb vom Fallen ist, könnte doch " von Fenstersimsen/-scheiben bröckelt Kitt" eine Alternative sein?
Zitat:
Die Atemfahne reißt vom Mund.
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Dieser Satz gefällt mir am besten. Das stellt über -"fahne" automatisch einen Bezug zum Kirchturm bei mir her, abgesehen davon ist es bildhaft. Eine Atemwolke die abreißt (und wegtreibt).
Zitat:
Der Kirchturm tut dem Ärger kund,
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Mit der Zeile hier fange ich nichts an, trotz deiner Erklärung sry.
Zitat:
Dass Mitternacht ist stundenrund.
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stundenrund ist richtig gut, aber der fehlende Artikel und der umgestellte Satz gefallen mir nicht. Indirekte Rede " die Mitternacht sei stundenrund" vielleicht eine Alternative für dich?
Mit der Einführung der Mitternacht ist auch der Geist im Hintergrund kein Problem für mich. Der / Die sollen ja ab dieser Uhrzeit umgehen.
Zitat:
Es fällt der Greis. Es strahlt der Mond.
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Der "Greis" gefällt mir im Gesamtzusammenhang nicht so, klingt leicht abgehoben/gediegen) Ich würde für die Wiederholung plädieren "der Alte fällt, es strahlt der Mond" Die parallele Satzkonstruktion ist nicht so mein Ding (Geschmacklichkeit, ich weiß)
Zitat:
Vorm alten Haus, lang unbewohnt,
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Hier dachte ich auch, dass das Haus dem Alten mal vor langer Zeit gehört hat und er es verloren hat, ebenso wie seine Angehörigen.
Zitat:
Stöhnt er, verlassen, und er trauert.
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Diese Stelle finde ich wieder schwach wegen des "trauert". DAs glaube ich an der Stelle dem Erzähler nicht. Du hast ja schon einen Vorschlag zum Überdenken mitgenommen, meiner wäre so:
stöhnt er, verlassen und erschauert, (der Rhythmus der Zeile ist übrigens gut)
als ihn der Schnee in Weiß betrauert.
Der Tod hat lang genug gelauert / Der Tod hat lang genug gedauert.
lG
naseweis