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Alt 08.11.2015, 11:39   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

was den Groll auf Deutschland angeht, stimme ich dir zu, so ist das höchstwahrscheinlich.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass sich diese „grollenden“ Staaten ganz schön ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie meinen, dass D es endlich mal am eigenen Leibe erfahren soll, wie es sich anfühlt, wenn es wirtschaftlich nicht mehr so gut und stabil läuft.
Weil nämlich dann von dieser Seite auch wesentlich weniger Gelder in die EU fließen können, denn wenn wir mal ehrlich sind, ist Deutschland doch der tragende Stützpfeiler dieser Union.

Sollen die Griechen sich mal ins Fäustchen lachen, so lange sie noch ein Fäustchen machen können. Das Lachen wird ihnen ganz bestimmt schon früher vergehen, wenn das o. a. Szenario eintritt.

Ich möchte auch in diesem Fall eine Lanze für D brechen, wenn es glaubt in Europa den Ton angeben zu können.
Wenn ein Land wirtschaftliche Stabilität besitzt und als solidarisches Mitglied einer Staatengemeinschaft der Motor derselben ist, dann sollte eigentlich klar sein, dass derjenige, der davon profitieren will, auch bestimmte Regeln einzuhalten hat.
Denn wenn dies nicht geschieht, zieht das alle runter und das kann nicht im Sinne des europäischen Gedankens sein.
Ein Erfolgsmodell bleibt nur so lange ein solches, wie die Bedingungen auch dafür gegeben sind.
Vielleicht sollten das die anderen Staaten erst einmal verinnerlichen.
Dann können wir darüber weiterreden.

Aber so ist es nun mal nicht und deshalb bleibt dieses Land ein „Verdammtes Deutschland“.

Vielen Dank für deine erneute Rückmeldung...


Servus Charis,

natürlich sind wir ein Poesie-Forum, aber Stefan Heym hat einmal gesagt, ein Dichter müsse auch politisch sein.
Das kann man natürlich sehr weit auslegen, aber wenn ich z. B. an Heine oder Tucholsky denke, dann trifft diese Aussage wohl eher zu.
Beide haben auch in sogenannten Krisenzeiten gelebt und geschrieben, auch wenn sie nichts ändern konnten.
Kurt Tucholsky hat mir mit seinen Gedichten die Situation in der Weimarer Republik und die Anfänge des Dritten Reichs viel näher gebracht, als es alle Geschichtsbücher vermocht haben.
Um seine Texte vollkommen zu verstehen, musste man sich über die dort benannten Personen informieren.
Ich gebe zu bedenken, dass auch diese Politiker aus der Mitte des Volkes stammten und von ihrer Gesellschaft und der damaligen Zeit erzogen worden sind.
Es hat aber alles nichts genützt und konnte, wie wir heute wissen, die Machtergreifung Hitlers nicht verhindern.
Und ich habe einfach die Befürchtung, dass die Rechten wieder erstarken könnten, zumal auch die derzeitige wirtschaftliche Situation nicht unbedingt als stabil zu bezeichnen ist.
Und wenn es wieder einen Börsencrash wie am schwarzen Freitag (25.10.1929) geben sollte, der eine neuerliche Weltwirtschaftskrise auslöst, dann könnte das übel ausgehen. Die Folgen wären ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und Massenarbeitslosigkeit, was soziales Elend und politische Krisen bewirken würde.
Ob die sogenannte Demokratie vieler Staaten dabei bewahrt werden kann, bleibt zumindest fraglich.
Ich bin der Meinung, dass dies zumindest in Erwägung gezogen werden sollte, denn was eine Destabilisierung der Wirtschaftsmacht Deutschland für Europa bedeutet, sollte jedem klar sein.

Du hast ein sehr schönes Gleichnis über die „Hölle“ hier gebracht, das gefällt mir sehr.
Ich gebe jedoch zu bedenken, dass wenn alles zusammenbricht, und das ist nur noch eine Frage der Zeit, die Hölle in Deutschland liegen wird, denn niemand wird uns hier füttern, weil keiner solch langen Löffel besitzt.
Allerdings habe ich zu Himmel und Hölle auch eine ganz andere Einstellung:

Ein verstorbener Protestant wird an der Himmelspforte von Petrus empfangen. Dieser eskortiert ihn durch einen langen Gang.
An dessen Ende gibt es zwei Türen. Auf der einen steht „Himmel“, auf der anderen „Hölle“.
Die Türen kommen immer näher und dem Protestanten wird es schon ganz heiß.
Schließlich wird er von Petrus durch die Himmelstür geführt, worauf er sich sichtlich erleichtert zeigt.
Als Petrus ihn fragt, warum er denn so besorgt ausgesehen hätte, antwortet der Protestant:
„Ich wusste ja nicht, durch welche Türe du mich führen würdest.“
„Aber das war doch sonnenklar“, erwiderte Petrus.
„Na ja“, meinte der Protestant, „der Weg führte ja direkt an der Höllentür vorbei.“
„Ach so“, lachte Petrus, „nein, nein, da mach dir mal keine Sorgen. Das steht da lediglich so drauf, denn die ist nur für die Katholiken, die glauben ja daran.“

In diesem Sinne dankefein für deinen Beitrag...


Moin wolo,

au ja, und wenn ich Kanzler bin, dann mache ich dich zu meinem Propagandaminister, denn gut schnacken kannst ja auch, wie man sieht.

Jetzt frage ich dich mal, ob es zuviel verlangt ist, wenn man von seinen Volksvertretern Antworten und Lösungen fordert, wie denn die Regierung diese Krise, die ein ganzes Land an den Rand des Zusammenbruchs bringt, zu lösen gedenkt, wenn man nicht in einer Volksdemokratie lebt, die sich mehrheitlich in Volksabstimmungen für oder gegen mehr Zuwanderung und ein Minarett-Verbot aussprechen darf? (Schweiz: 2010 + 2014)

Vielleicht ist es aus der Schweiz heraus, die ja gern ihre Flüchtlinge in idyllischen alpinen Bunkern unterbringt, leichter, die Lage in Deutschland zu beurteilen, wer weiß?

Wenn man den Umfragen in Deutschland Glauben schenken kann, dann hat sich die Stimmung innerhalb nur eines Monats grundlegend gedreht.
Waren im September noch 57 % der Meinung, D könne die vielen Flüchtlinge verkraften, so waren es im Oktober nur noch 46 %. Nein sagten im September 40 %, im Oktober waren es 51 % - Tendenz steigend.
Das gleiche Szenario spielt sich ab bei der Frage, ob es Angst mache, dass so viele Flüchtlinge zu uns kommen: September: Nein = 59 %, Ja=38%, November: Nein= 48 %, Ja=50 % - Tendenz steigend.
Und auch die Frage, ob die Entwicklung der Flüchtlingssituation in D Sorge bereite, folgt diesem Trend: August: keine Sorgen 11%, etwas Sorgen 45 %, große Sorgen 40 %, Oktober: keine Sorgen 7 %, etwas Sorgen 38 %, große Sorgen 54 % - Tendenz steigend.

Es entwickeln sich zunehmend Spannungen zwischen der Bundespolitik und den Ländervertretern, weil die Ressourcen der Länder inzwischen erschöpft sind und diese eine zeitnahe Verminderung des Flüchtlingszuzugs fordern.
Die Kommunen werden im Stich gelassen und müssen sehen, wie sie das in den Griff bekommen, und diese können nicht mit der vollen Unterstützung ihrer Bürger rechnen, ganz im Gegenteil, die Stimmung auf der Straße kippt und es ist diesbezüglich kein Ende abzusehen.
Staatliche Stellen sind nicht mehr in der Lage, die vorgeschriebenen Registrierungen der Personen beim Betreten Deutschlands vorzunehmen.
Seit Ende Oktober ist das System der Verteilung unter der Last der massiven Zuführung aus Österreich kollabiert. Es wurde auch nicht publik gemacht, dass der Hauptstrom jetzt über Passau und nicht mehr über München erfolgt. Geändert hat das nichts.

Am 05.11. sprachen sich 71 % aller Befragten für die Einführung einer Obergrenze aus, nur 30 % stimmten dagegen.

Es gab einen ausgeprägten Stimmungswandel im Oktober und es stellte sich heraus, dass die Umfrageergebnisse der Vormonate nicht stimmig gewesen sind, weil sich die Mehrheit der Bevölkerung in einer „Schweigespirale“ befunden hat, da viele der Befragten den Eindruck hatten, dass man seine Meinung in der Flüchtlingsfrage nicht frei äußern dürfe, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Die mediale Berichterstattung finden nur 33 % ausgewogen, bei 47 % hingegen besteht der Eindruck einer selektiven Berichterstattung, bei der die Risiken und kritischen Entwicklungen und Stimmungen unterrepräsentiert seien.
Die Anhänger fast aller Parteien sprechen sich mit weit über 50 % für eine Obergrenze aus, mit Ausnahme der Grünen, wo es „nur“ 41 % sind.

Und wieder wird nur gedroht, es werden Ultimaten (CSU) gestellt, debattiert und lamentiert, doch eine Lösung und eine wirklich effiziente Einigung wird nicht erzielt.
Es wird nicht einmal ein aufmunterndes Signal an die zurecht verunsicherte und besorgte Bevölkerung gesendet, es steht nur die blöde Parole im Raum: „Wir schaffen das!“
Nix schaffen sie, gar nix, sie delegieren das Problem einfach nur nach unten, nach dem Motto: Ihr schafft das, schaut zu, wie ihr damit fertig werdet.
Und solange das so ist, komme mir bitte keiner mit so dämlichen und hilflosen Sprüchen wie:

Zitat:
wenn falderwald so genau weiss, was zu tun ist, dann bin ich sehr dafür, dass er ab morgen frau merkel und herrn gabriel in personal-union ersetzt.
Wenn das so nämlich weiter geht, werden die rechten Parteien weiteren Zulauf und Stimmen bekommen, denn wie man sieht, hat die AfD in nur zwei Monaten einen Zuwachs von 4 % erhalten – Tendenz steigend.

Es mag sein, dass Rundumtiefschläge keine Lösung darstellen, aber je mehr Menschen sich zu Wort melden, desto besser, damit diese Regierung sieht, wo es lang geht und wo ihr Kurs hinsteuert.

Denn, mein lieber wolo, ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, eines nicht mehr allzu fernen Tages, wenn sich das hier wieder in einen braunen Hexenkessel verwandelt, eines meiner Kinder aus diesem Land führen zu müssen, weil kein reines arisches Blut durch seine Adern fließt.


Moin Thomas,

ich finde charis' kleine Geschichte auch sehr passend und habe auch entsprechend darauf geantwortet.
Leider bin ich kein Katholik und glaube somit auch nicht an die Hölle.
Aber ich stimme dir zu, der Dichter sollte seine Protagonisten lieben. Denn ohne sie geht ihm u. U. der Stoff aus.
Das hat die FDP ja unlängst bewiesen. Schade, dass man zur Zeit über diese nicht mehr herziehen kann. Das war doch ein lohnenswertes Opfer.


Vielen Dank für eure Rückmeldungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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