Thema: Menschenskind
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Alt 13.09.2015, 10:25   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Thomas!

Inhaltlich wunderbar, aber die Form? Ist das eine spezielle lyrische Form oder hast du bewusst Zeilenlängen und Auftakte variiert?

Nicht selten möchte ich die Welt vernichten
und mit der Kraft des Gottes, der in sieben
kurzen Tagen das Ding gemacht,
den Mist, den sie sich stolz errichten,
ins Nichts zerstäuben und zerstieben
und dann in dunkler Nacht
sie alle töten, die so gar nicht taugen.

Und dann, dann sehe ich zwei Augen
und sehe ein Gesicht und einen warmen
Blick, der Liebe spendet,
und bin sofort wie umgewendet
und möchte diese schöne Welt umarmen.


Heber pro Zeile:

5
5
4(mit betontem Auftakt und Senkungsprall "Tagen das")
4
4
3
5

4
5
3(mit betontem Auftakt)
4
5


Du siehst, viel Rhythmus kommt da nicht bei rum! Hast du ganz nach Sprachmelodie geschrieben?

Eine angeglichene Variante:

Nicht selten möchte ich die Welt vernichten
und mit der Kraft des Gottes, der in sieben
zu kurzen Tagen dieses Ding gemacht,
den Mist, den sich die Menschen stolz errichten,
ins kalte Nichts zerstäuben und zerstieben,
und dann in rabendunkler Mördernacht
sie alle töten, die so gar nicht taugen.

Und dann, dann sehe ich zwei helle Augen
und sehe ein Gesicht und einen warmen,
beseelten Blick, der wahre Liebe spendet,
und bin sofort wie völlig umgewendet,
und möchte diese schöne Welt umarmen.


Hier haben wir durchgehend 5 Heber pro Zeile mit immer unbetontem Auftakt.
Aber du hattest möglicherweise anderes im Sinn, denn ich weiß, wenn du es gewollt hättest, dann hättest du es problemlos ebenfalls so hingekriegt!

Sehr gern gelesen und ein wenig damit gespielt!

LG, eKy
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