Thema: Kriegstreiber
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Alt 28.02.2015, 11:23   #9
Claudi
Senf-Ei
 
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Moin Faldi,

Dein Blutsandwich habe ich immer wieder umkreist, ohne es richtig packen zu können. Dabei war mir die Sandwichtechnik schon aufgefallen. Das Konzept und die Idee für die äußeren Scheiben finde ich sehr gut. Hier kommen die emotionalen Schwingungen direkt bei mir an.

Nun ja, dass mir der Blutsatz grammatikalisch nicht gefällt, brauche ich hier nicht zu erwähnen. Dafür hast ihn zu überzeugend verkauft. Und ich meine damit nicht Deine Begründung im Kommentar, sondern wirklich das Gedicht. Auch die semantische Verstärkung "Blut" und "rot" hast Du wirkungsvoll eingesetzt. Ich lese die Botschaft: Das Rot möge als Signalfarbe die Drahtzieher entlarven und allen als Warnung dienen.

Die inneren Strophen kamen dann mit ihren sehr grob charakterisierenden Beschreibungen nicht so gut bei mir an. Teilweise wurde mir erst aus Deinen Erläuterungen klar, worauf Du Dich beziehst. In S2 arbeitest Du semantisch recht verschwommen:


Zitat:
Doppelt steckt des einen Spiel
tief im Handlungsrahmen,
denn das Interessenziel
fordert keinen Namen.
Spiel und Handlung sind von ihrer Bedeutung so dynamisch, dass statische Bilder wie "steckt" und "Rahmen" für mich hier einfach nicht passen.

Schade, was mich am meisten stört, ist der Schwenk in die dritte Person. Ich hätte mir als Füllung die direkte Ansprache der Angeklagten gewünscht, und dass Du ihnen die rohen Fleischbrocken ohne Marinade zwischen die Sandwichscheiben legst. Kürzer müsste das Werk nicht unbedingt sein. Aber von dem, was Du hier serviert hast, würden mir diese zwei Mittelstrophen reichen, die das wenig Konkrete zusammenfassen:


Zitat:
Das Gesindel dieser Welt
steuert Krieg und Frieden,
seine Gier nach Macht und Geld
hat es stets entschieden.

Dieses Schweinekapital
sieht das Volk als Beute,
alle schreien nach Moral
nur nicht diese Leute.

Kann sein, dass ich meine eigene Unzufriedenheit bei der Bearbeitung der Aufgabe auf Dein Werk projiziere. Irgendwie sehe ich bei uns beiden das Problem, dass das Gefühl, vor allem die traurige Komponente, nicht richtig durchdringt. Vielleicht sitzt der Stachel einfach zu tief? Ich kann natürlich nicht für Dich sprechen, ich bilde mir nur die ganze Zeit ein, es ginge Dir vielleicht ähnlich, und habe es deswegen auch erst heute geschafft, mich zu Deinem Werk zu äußern.

Liebe Grüße
Claudi

EDIT: Jetzt, wo ich die beiden zitierten Strophen nochmal ohne die anderen Mittelteile lese, kommt das Gefühl wieder mehr raus, zumindest Wut.
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (28.02.2015 um 11:54 Uhr)
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