Hi Chavi,
ich finde, das ist eine schöne kleine Beschreibung eines Moments, wo jemand, der etwas Uraltes gefunden hat, ins Sinnieren gerät.
Der Text besitzt Atmosphäre und transportiert schöne Bilder und ich würde diese Beschreibung genau so stehen lassen, wie du sie in deinen Worten eingefangen hast.
Auch würde ich keine weitere Kritik mehr hinzufügen, wenn hier keine Stabreimverse gefordert wären.
Ich mache jetzt mal eine kleine Metrikanalyse nach meinem Sprachrhythmus und -verständnis:
Wild häufen sich Wellen am Himmel,
x*XxxXxxXx
dort sinkt die Sonne sanft ins Meer.
xXxXxXxX
Am Strand gefunden: goldener Bernstein,
xXxXx: XxxXx
eine Ameise aus uralter Zeit
XxXx(X)**xXxxX
eingeschlossen: Wo kam sie einst her?
XxXx: xXxxX
*Das funzt nicht mit dem Hebungsprall. Selbst im antiken Versmaß mit langen und kurzen Silben ist "wild" kurz und "häu"-fen lang.
Es kommt zwar fast einer Hebung gleich, aber eben nur fast, da auch das Verb hier stärker als das Adjektiv ist, zumal Letzteres im Gegensatz zum Ersten auch verzichtbar für einen Satz ist.
**Das (X) ist ein Grenzfall. Wenn ich das im Zusammenhang lese, betone ich ganz natürlich so. Dann wird das "se" der "Ameise" unwillkürlich ganz leicht angehoben.
Aber weil ich immer, wenn ich am Ostseestrand bin, selbst nach Bernstein Ausschau halte, gern auch mit fossilem Einschluss, doch leider bisher auch diesbezüglich nicht fündig geworden bin, erlaube ich mir jetzt als unwesentlichen Vorschlag, diesem kleinen, noch rohen Bernstein einen Stabreimvers-Facettenschliff zu verleihen.
Danach könnte das sinngemäß so aussehen:
Wellen
häufen sich
wild am
Himmel,
wo die
Sonne
sanft in der
See ver
sinkt.
Ein
Badestrand
fund;
funkelnder
Bernstein
der
zart eine
Emse aus
uralten
Zeiten
um
hüllen
konnte: Wo
kam sie einst
her?
Wie gesagt, so könnte es mit perfekten Stabreimen aussehen.
Gern gelesen, daran herumgedoktert und kommentiert...
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald