Der Betrachter
Der Betrachter
Warum, so fragt der Betrachter,
wirkt noch nach Jahrhunderten
dieses Bild der leidensreichen Maria
so realistisch und ergreifend?
Er geht weiter, er sieht nicht.
Es ist die Träne im Auge der Schönheit,
die Träne, worin die reine Seele
des Künstlers gelegt ist,
die des Mitleidens fähig war.
Auf der Treppe vor der Galerie
schreit sich ein Betrunkener
das Elend von der Seele.
Wie realistisch, denkt der Betrachter
und geht weiter.
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© Ralf Schauerhammer
Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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