Die andere Bank
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Inspiriert von Sidgranis "Alte Säcke"
Vorm Altersheim steht eine Bank,
gestiftet, aber nur bedingt,
dort sitzen sie oft stundenlang
bebrillt, behütet, ungeschminkt
und kommentieren ungeniert,
sobald ein Mädchen dort flaniert.
Gezielter hallt es im Lokal
am freien Mitwochnachmittag,
wenn junge Dinger jedes Mal,
die Frau so gar nicht ansehn mag,
statt Haushalt, Kinder, Ehemann
die Herren ziehn in ihren Bann.
Daheim gilt die Konzentration
dem Gong zu pünklich achtzehn Uhr;
der Altenpfleger, fast ein Sohn,
in immer gleicher Frohnatur,
wünscht vor dem Essen gute Nacht
und schaut noch einmal um halb Acht
ganz kurz in jedes Damenzimmer,
allabendlich mit einem Witz.
Demselben zwar, sie kichern immer,
für sie ist er das Benefiz.
Von Mia hört er keinen Ton
und denkt sich nur, sie schliefe schon.
Am nächsten Morgen auf der Bank,
statt viere sind es nur noch drei,
geht Jessi, die mit diesem Gang,
zur Arbeit nur, doch einerlei:
"So liefen wir einst nicht umher,
und täglich werdens mehr und mehr!"
Ein Wagen hält vor ihrem Haus,
mit einem Namenszug versehn;
das Trudchen liest und folgert draus,
sie hätte den schon Mal gesehn.
Den Namen nur, doch Herr Gott wo?
Er blieb bedeckt von ihrem Po.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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