Hi, Sid!
Eine gar schaurige Moritat! Erinnert an Lorelei und Konsorten! Gut gemacht!
Ein paar stilistische Feinheiten, die meines Erachtens der Gesamtwirkung zugute kämen, erlaube ich mir vorzuschlagen:
Zur Mitte des Flusses in dunkelster Nacht,
das Mondlicht kann sie nicht erhellen,
Seltsame Betonung von "kann sie" im Takt. Alternative: "kein Mondlicht vermag sie zu hellen"
begibt sich ein Mädchen, das lang nicht gelacht,
vom Leben zum Tod in den Wellen.
Sehr schön formuliert!
Sein Schutzengel kämpfte, doch ist es zu spät,
es rinnen die letzten Minuten,
zu spät auch der Junge, der bettelt und fleht,
sein Angstschrei hallt über die Fluten.
Der "Angstschrei" klingt unlyrisch. Alternative: "Sein Rufen hallt..."
Als hätte das Mädchen noch Hoffnung gehabt,
Schöner: "...noch hoffen gewollt,"
verharrt es, schaut rückwärts und lächelt.
Die Flut will es haben, sie wallt und sie schwappt,
"...und sie rollt,"
das Scheusal, es wälzt sich und hechelt.
Die Wesen dort oben, die sind ihm verhasst,
Stilistisch sauberer: "..., sie sind ihm..."
drum lässt es auch nicht mit sich handeln;
Das "drum" ist als Verkürzung nicht falsch, wirkt aber bei solch lyrisch schwerer Kost zu locker. Besser: "darum lässt es mit sich nicht handeln;"
und ist so ein Menschlein erst einmal gefasst,
dann soll es im Fluss mit ihm wandeln.
Ein Wink an die Schergen, sie strömen herbei
und zerren an Beinen und Armen.
Der Mond kann nicht helfen, ein gurgelnder Schrei,
das Wasser hat niemals Erbarmen.
Dem Mädchen wird leichter, jetzt ist es egal.
„Du Schöne, gleich geht es dir besser.
Willkommen, nun füge dich deinem Gemahl“ -
Rufzeichen nach "Gemahl".
und über ihm schließt das Gewässer.
Da fehlt das "sich"! Alternative: "und über ihm schäumt das Gewässer."
Alternative II für die letzte Strophe:
...
"Du Schöne, gleich wirst du noch blasser!
...
und über ihm schließt sich das Wasser.
Sehr gern gelesen und beklugfummelt!
LG, eKy