Hi, Walther!
Ein ungewöhnliches Sonett, das in mehreren Punkten offenbar bewusst von der Norm abweicht. Versteh mich recht, das soll kein Kritikpunkt sein - es gefällt mir sogar!
Da hätten wir zuerst die unterschiedlich reimenden Quartette (heute kein Beinbruch mehr), dann den Umstand, dass die Sythese schon in der 2. Zeile des 2. Quartetts beginnt, weil These und Antithese nur jeweile 2 Zeilen des 1. Quartetts benötigen, und schließlich, dass sich im 2. Terzett die beiden letzten Zeilen reimen, was der Purist auch nicht gerne sieht (Ich habe nie begriffen, was daran so furchtbar "unlyrisch" sein soll

).
Ich schätze dieses Sonett hoch ein, da es sehr stimmig und eloquent verfasst ist und - mir besonders wichtig - einer harmomischen Sprachmelodie folgt. Keine Ahnung, warum da noch niemand etwas zu geschrieben hat - haben alle es wie ich einfach nur übersehen?
Inhaltlich gut strukturiert, auch wenn es eher in Negativbeispielen ergeht als das (freudige) Staunen an sich zu beschreiben. Wenn ein Gedicht "Über das Staunen" heißt, würde man derlei nämlich eher erwarten.
Dennoch sind die Gedanken und Bilder schlüssig - nur die "Pomeranze" zuletzt ist eindeutig dem Reim geschuldet, oder?
Letzte Frage: Schriebst du bei "alle Goldnen Kälber" das "goldnen" absichtlich groß, weil du den Terminus als geflügeltes Wort begreifst und quasi wie einen Titel verwendest - oder ist es ein Tippfehler?
Sehr gern gelesen!
LG, eKy