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Alt 17.01.2014, 20:17   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

kein Problem, ich erläutere weiter unten meine Gedanken zum Inhalt näher.
Klar ist aber, dass die sogenannten Fachtermini eindeutige Metaphern sind, die sich sogar selbst erklären, wie du vielleicht gleich erkennst, wenn meine Erläuterungen folgen.

Hi Chavi,

du liegst ganz richtig, einen erotischen Anstrich sollte dieses Sonett schon bekommen. Und ich weiß nicht, wenn die Ströme so fließen, das hat doch schon was, oder?
Wenn es dir gefallen hat und du darüber lachen konntest, dann soll mich das auch freuen, denn selbstverständlich haben wir es hier auch mit eher ungewöhnlichen Metaphern zu tun.

Moin Thomas,

ich kann nicht leugnen, dass die elektrotechnischen Begriffe auch eine leichte Ironie transportieren sollten, denn sie sind ja mit Absicht so gewählt.
Wir waren uns im "Muss ein Gedicht logisch sein - Faden" ja weitgehendst einig, dass ein Gedicht Metaphern enthalten sollte, um ein Gedicht zu sein.
Und diese hier werde ich nun gleich näher erläutern.

@Schamansky

Bei den Maschinen braucht es schon Drehstrom

Vorab:

Eure Kommentare haben mich nachdenklich gemacht, so dass ich eine Titeländerung vornehmen werde. (Eigentlich wollte ich schreiben: Ihr seid ja alle bräsig, keiner versteht mich)

Der Text steht in der "Liebeslyrik", also sollte es ein Liebesgedicht sein.
Ein wenig Erotik kann nicht schaden, die darf bei einer wahren Liebe ruhig vorkommen.
Und wir befinden uns in der heutigen Zeit in einem recht fortgeschrittenen Zeitalter, wo Energie und Technik aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind.
Da ist das Wort und hier ein Dichter und was liegt da näher, als diese Dinge miteinander auch ein wenig humorvoll zu verknüpfen?

1. Quartett:

Es gilt vorher erst einmal zwei grundlegende Fragen zu klären:

An wen richtet sich diese Liebeserklärung oder, besser gesagt, -offerte?
Und wer äußert sie?

Die Antworten finden sich in der ersten Zeile:

Du bist mein Wort, ich bin dein Meisterdichter!

Die Lyrik wird auch als geflügelte Sprache bezeichnet.
Es folgt also eine flügelleichte Umklammerung, ein lyrischer Gesang, wie der von Singvögeln, in diesem Fall die Ammern und eine Paarung bei lyrischer Beleuchtung.
-Ein Klammerreim, ein Paarreim, ein Gesang und ein Flug der Lyriklichter, also eine Idee.

2.Quartett:

Der Dichter und sein Wort ziehen sich von der moralischen Welt zurück, weil die meisten Menschen sowieso nichts zu sagen haben, außer darüber zu klagen, was ihnen alles widerfahren ist.
Sie haben sich ein eigenes Gefängnis gebaut und foltern sich nur mit ihrem persönlichen Schicksal (ob positiv oder negativ ist dabei egal).
Der Dichter aber nicht, er "verpolt" sich mit seinem Wort in seinem Frequenzumrichter.
(Sehr vereinfacht: Ein Frequenzumrichter wandelt eine Wechselspannung in Wechsel- oder Starkstrom um. Als Frequenz wird die Schwingungszahl von Wellen bezeichnet. )
Die Metapher an dieser Stelle bedeutet also lediglich die Umrichtung einer Frequenz.
Gesprochene Worte, Sätze oder so wie hier, gesungene Lieder bestehen aus Schallwellen.
Geschriebene Worte und Sätze folgen auch einem meist unregelmäßigen Sprachrhythmus, sind also quasi auch eine Frequenz.
All dies wird jetzt umgepolt...


1. Terzett:

...und fließt jambisch in die Strophen und zwar als Strom (s.o.) vom ersten ins zweite Quartett.

2. Terzett:

Dreiphasenwechselspannung ist der Fachbegriff für Kraftstrom, Baustrom, Starkstrom oder kurz Drehstrom.
Aber was passiert hier?
Im Gegensatz zu den Quartetten ist in den Terzetten kein Klammerreim mit Paarreim mehr zu finden, sondern drei Kreuzreime, also Wechselreime und da es der Terzette ebenso zwei gibt, lassen sie sich auch doppelt genießen.
Und dann wird das Wort gefragt, ob es will, mit der abschließenden Bitte:
Komm sei Sonett, komm sei Sonett.


Fazit:

Hier ist der Aufbau eines Sonettes beschrieben.
Mit der Liebeserklärung des Dichters an sein Wort.
Es ist alles drin:

Gedicht als (Vogel)Gesang
Idee als Flug der Lyriklichter
Klammerreim
Paarreim
Erstes und zweites Quartett
Doppeltes Terzett mit drei Wechselreimen
Umrichtung der Wortfrequenz in den Jambus
Und das Ganze braucht Starkstrom

All das wird zum Sonett.


War das jetzt so schwer?


Vielen Dank für eure Kommentare und Gedanken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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