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Alt 03.01.2014, 00:09   #30
Schamansky
Furzeulenlyriker
 
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Hallo zusammen, ich bin dem Erich sein Grammatikexperte.

Ich lasse mich nicht auf fruchtlose inhaltliche Haarspaltereien ein, sondern bleibe strikt bei der Grammatik und ihren Möglichkeiten.

Es ist absolut korrekt zu sagen: "Der Tag ist in ein abendliches Rot verglommen."

Kasuslehre ist mehr als korrekte Flektion oder Subjekt/Obkjekt. Der Akkusativ ist der Richtungskasus, er bezeichnet Ziel und Richtung auch einer intransitiven Handlung sowie die Richtung oder das Resultat einer Transformation. Es ist irrig, darauf zu bestehen, daß intransitive Verben nur mit Dativ im Adverbiale möglich sind. Ein A kann in ein B hinein transformieren, und dies ist hier die Sichtweise und Aussageabsicht des Lyrikers, und die deutsche Grammatik gibt ihm diese Möglichkeit sehr wohl.

Also: so wie sich etwas reflexiv in Rauch auflösen, aber auch nichtreflexiv in Rauch (und ja durchaus auch im Rauch) aufgehen kann, so kann Erichs Tag in ein Abendrot verglimmen. Der Tag ist nicht dasselbe wie das Abendrot, es findet eine Transformation mit Richtung und Resultat statt.

Weitere Exempel für diese völlig korrekte Konstruktion (intransitives Verb mit Ziel-Richtung-Resultatsaspekt im Adverbiale = Akkusativ):

Etwas sinkt in Vergessenheit. (Richtung, Resultat)
Es geht in die Geschichte ein. (Richtung)
Etwas verbrennt in einen Haufen Asche. (Resultat einer Transformation)
Etwas mutiert in ein ekliges Schleimmonster. (Resultat einer Transformation)
Etwas vergammelt in einen übelriechenden Haufen. (Resultat einer Transformation)
Etwas erstarrt in eine teuflische Fratze. (Resultat einer Transformation)

In keinem dieser Fälle haben wir es mit einem Objekt zu tun, weder im Dativ noch im Akkusativ, auch nicht mit Präpositionalobjekten, sondern jedesmal mit einem Adverbiale der Richtung. Und der Richtungskasus heißt Akkusativ, um es noch einmal einzuhämmern, damit es sich ins (nicht im) Bewußtsein schreibt. Ort Dativ, Richtung Akkusativ.

Mit "zu" ginge diese Konstruktion nicht, da "zu" in jedem Fall den Dativ erfordert. Aber andere Präpositionen, darunter "in", lassen durchaus die Wahlfreiheit zwischen Dativ und Akkusativ und somit der Akzentuierung von Ort bzw. Richtung/Ziel/Resultat.

Klarer jetzt?

Geändert von Schamansky (03.01.2014 um 04:53 Uhr)
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