Thema: Nebeltrauer
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Alt 21.12.2013, 12:47   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Nebeltrauer

Die Welt war Schweigen und Geruch,
als ich der stillen Wege ging.
Des Nebels kühles Seidentuch
berührte meine Traurigkeit,
und wo er in den Bäumen hing,
verfing verloren sich die Zeit.

Aus Schatten wurde Baumgestalt
mit jedem Schritt ins weiße Nichts,
das mit verwunschener Gewalt
die Sinne trügt auf manche Art,
sodass man zaudert angesichts
der Furcht, die den Betrachter narrt.

Das leise Knacken in den Reisern -
ein wildes Tier, das dich beschleicht?
Du eilst voran mit immer leisern,
gar unterdrückten Atemzügen.
Die Angst macht deine Schritte leicht
und straft die Ungewissheit Lügen.

Dann endlich Blau und weite Sicht!
Man mäßigt seinen Gang und weiß:
Das Ding im Nebel scheut das Licht.
So geht es öfter, nur nicht heute.
Ich blieb im Nebel, ging im Kreis,
und wollte Kummer sein - und Beute.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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