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Alt 09.09.2013, 22:16   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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HI, Hans!

Sehr gute Analyse! Wiewohl sie durchaus Bestand hat aus ihrer Lesart heraus, stand mir bei diesem Gedicht jedoch ein von einem Partner dominiertes eheliches Verhältnis vor Augen, in diesem Falle ein Mann, der seine Frau (das LyrIch) eifersüchtig bewacht, kontrolliert, manipuliert, sie unfrei macht und abhängig, ein Kontrollfreak, der sein labiles Selbstwertgefühl über die Macht definiert, die er über den anderen ausübt.

Aber ich möchte deine Sicht ebenso gelten lassen - das Gedicht definiert die Protagonisten ja nicht genau, also hat auch diese Sichtweise ihre Berechtigung!
Vielen Dank für diese neue Facette an diesem Bilde!

Der Stil ist nicht explizit neu - ich habe (sehr) früher auch schon so geschrieben ("Unterschwellig" ist ja auch ein älteres Werk, nur kürzlich neu be- und überarbeitet...). Erst in den letzten Jahren raffinierte sich meine Sprache - vor allem durch die zahlreichen Sonette und mein Faible für das ältere Deutsch - zu diesem Duktus, der vielen mitunter leicht verstaubt erscheint.
Ich lege die Ausdrucksform ja nicht vorher fest - das Gedicht "entschlüpft" mir, wie es will - die Form generiert sich selbst aus Stimmung und Gedankengut zum Zeitpunkt des Dichtens. Von Daktylus usw. hab ich wenig Ahnung, und beim Schreiben denke ich da auch ganz sicher nicht dran. Nur das Gefühl - und meist die erste Zeile - lenken die sich ergebende Form...

Danke für deinen Kommi!

LG, eKy

PS: Rilkes Mutter erzog ihn die ersten Lebensjahre als Mädchen und kleidete ihn auch so. Das allein sollte schon für lebenslange Komplexe gesorgt haben und wirft ein deutliches Licht auf den Grad der Realitätsbezogenheit und -verankerung dieser Dame!!!
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Geändert von Erich Kykal (09.09.2013 um 22:20 Uhr)
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