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Alt 08.07.2013, 21:32   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Hi, Dana!

Na, wen das kein vollmundiges Versprechen ist! Darf ich drauf zurückkommen?

Normalerweise macht es mir nicht viel aus, wenn ich kaum Echo kriege, aber in Momenten des Selbstzweifels in depressiven Phasen fragt man sich schon, warum man von so wenigen kommentiert wird, vor allem, wenn man wieder und wieder mitbekommt, wieviel mehr Aufmerksamkeit oft - sagen wir mal diplomatisch: - "aus meiner subjektiven Sicht weniger gelungenen Gedichten" hier zuteil wird! Oh Mann, klingt das schon wieder arrogant! Aber ich will ehrlich bleiben - so empfinde ich eben.

Dann muss ich mir klarmachen, worum es in diesen Foren so manchen Usern geht: Um Selbstbestätigung, nicht primär um schöne Lyrik. Und wenn einer glaubt, nicht mit wirklich guter Lyrik Staat machen zu können, holt er sich diese Selbstbestätigung zuweilen eben als Kommentator.
An (aus seiner Sicht) minderen Gedichten kann der Kritikus zeigen, wieviel besser er es kann, da kann er glänzen und sich großartig fühlen - der edle Weise, der andere unterweist.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Wenn ich kommentiere, geht es mir um korrekte Sprache und ein besseres lyrisches Endergebnis, nicht darum, jemanden zu beeindrucken. DAS versuche ich mit den eigenen Gedichten!
Wirklich gute Gedichte (und da müssen meine nicht unbedingt immer dabei sein) aber zeigen manchem Kommentator seine eigenen Schwächen auf - das möchte er nicht, drum kommentiert er auch nicht. Wozu bloß loben, das ist doch Energieverschwendung! Wenn er keinen Fehler findet, an dem er sich hochziehen kann, interessiert es ihn nicht, sich über das Werk auszutauschen.

Ich bin natürlich auch bloß ein Mensch und verspüre selbst zuweilen bei einem besonders großen Gedicht aus fremder Feder einen leichten Stich des Neides oder der Eifersucht, aber ich vergebe mir nichts dabei, dem Autor genau dies auch mitzuteilen, zusammen mit meiner ungefilterten Begeisterung für seine Schöpfung und sein Talent!


Nun, das ist eine Möglichkeit, das weitgehende Schweigen zu erklären. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir hier zur Zeit zwar immer viele Gäste haben, aber vergleichsweise wenige aktive Autoren, von denen sicher einige entweder mich und/oder meinen Schreibstil nicht sonderlich mögen, bzw. nichts damit anfangen können.

Manche fürchten vielleicht meine spitze Feder, oder es nervt sie, dass ich so selten zu Änderungen zu überreden bin.
Auch hier ist es bei mir anders: Ich gestehe jedem von mir kommentierten Autor dasselbe Recht zu, das ich für mich als Autor in Anspruch nehme, deshalb bin ich niemandem böse, wenn er meine Vorschläge verwirft, auch wenn ich es manchmal nicht verstehe. Selten insistiere ich, aber nicht aus verletzer Eitelkeit, sondern weil ich es schade um ein ansonsten gelungenes Gedicht finde!
Aber ich halte mir jederzeit vor Augen, dass andere Autoren Welt und Werk zuweilen auch ganz anders sehen, begreifen und einordnen. Jeder hat andere Wahrnehmungsfilter! Auch wenn einem die eigene Meinung stets am nächsten steht, man sollte nie anfangen zu glauben, sie müsse auch die einzig richtige sein! Ansonsten fängt man leicht irgendwann mal an zu brüllen: "Tötet die Ungläubigen!!!" oder so...

Nun, sei es wie es will, ich muss ohnehin damit leben. Vielen Dank für deinen lieben Zuspruch und deine Geduld, mit der du diesen Sermon hier gelesen hast (hoffe ich...).

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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