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Alt 07.04.2013, 15:55   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Unterschwellig

Die phallischen Türme in Buntglaskondomen
verleihen der Wahrheit ein blankes Gewand,
gebügelt von pfleglich normierten Pronomen:
"einander" verstehen in "unserem" Land.

Die gähnenden Fenster sind Clowns ohne Schminke,
und alles umher weiß sich Ordnung und Recht,
doch hinter dem Glanz jeder nickenden Klinke
verbirgt sich ein feiges und falsches Geschlecht.

Die Schleife verlogenen, grinsenden Scheines
entkoppelt nur manchmal ein wissender Zug,
dann spürt man den Bodensatz duftenden Weines,
er schmeckt nach Erniedrigung und nach Betrug.

Im Kreuzungsbereich kopulieren die Straßen.
Der Rachen der Großstadt hat Gaumenbelag
von dem, was die Mauern an Zeugnis fraßen
an jedem geschundenen, bitteren Tag.

Gestrauchelte Tänzer, gefallende Engel
versickern am Rande, verleugnet und schwach,
und dass sie nicht taugen fürs große Gedrängel,
ernährt ihr Verbittern, und das hält sie wach.

Sie sammeln sich an in verschwiegenen Gassen,
erstarrt unter Himmeln aus schmutzigem Eis.
Die Frierenden werden am Leben gelassen,
solang sie nicht sprechen von diesem Beweis

entsittlichter Notdurft, den Resten von Taten,
dem Nachgeschmack ihrer verkommenen Lust.
So greifen sie schweigend nach blutigen Spaten
und haben wie immer von gar nichts gewusst.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.08.2019 um 18:49 Uhr)
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