Thema: Demenz
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Alt 24.02.2013, 11:07   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Demenz

Der Tage Lauf - ein stetes Hell und Dunkel,
kaum wahrgenommen in der vagen Welt.
Der Pfleger Schelte: Quakendes Gemunkel
und Mienenspiel, das keinen Sinn enthält.

Es fällt ihm schwer, allein den Kopf zu heben,
die Glotze läuft, er nimmt es kaum noch wahr.
Die Zeit verebbt, kennt Monat nicht und Jahr,
und dennoch muss er immer weiter leben.

Man schüttet ihm die Suppe in die Lippen,
wäscht seine gilbende und welke Haut.
Der Lappen scheuert am Gebälk der Rippen,
und Münder zeigen Ekel - nur nicht laut.

Und ausgesetzt der Kompetenz der Schwestern
verrottet er entblößt im Namenlosen -
sein liegewunder Leib kennt keine Hosen,
nicht Menschenwürde mehr noch stolzes Gestern.

Er sickert lautlos durch die eignen Poren
ins Einerlei, das sein Gesicht verwischt,
und seine blinden Blicke ziehn verloren
am Licht vorbei, das unbegehrt erlischt.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.07.2017 um 22:41 Uhr)
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