Hallo Walther,
ich denke, mein Bemühen war da und wie ich anhand anderslautender, teils entgegengesetzter Kommentare von kompetenten Kollegen lese, wars auch fruchtbar. Schade, daß es nicht ankam.
Gruß
Suzette
Hallo Falderwald,
Zitat:
wie ich schon öfter schrieb, bin ich eigentlich mehr ein Anhänger der gereimten und gebundenen Lyrik.
Als sogenannten "freie Lyrik" finde ich diesen Text aber gar nicht übel, denn eine übermäßge Überladung mit Adjektiven und Adverbien kann ich - im Gegensatz zu Walther - hier eigentlich gar nicht feststellen.
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Umsomehr freut mich dein Kommentar in der "reimlosen Ecke". Deine Ausführungen decken sich mit meinen Vorstellungen über dieses Thema.
Zitat:
Hier transportieren diese Worte für sich alleine bereits eine kleine Geschichte: müde, ergeben, traurig, schuldig, schweigend, (müde)
Da schließt sich sogar der Kreis wieder.
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Ja, diese Adjektive sind hier praktisch "Geschmacksüberträger" oder das Fleisch zum Skelett und ich arbeitete hier bewußt auch mit der Wiederholung am Schluß.
Zitat:
Auf jeden Fall kann ich das Geschehen nachvollziehen und es stimmt schon traurig, es erweckt sogar Mitleid mit der Protagonistin.
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Dies ist ja ein Stück "Gefühlslyrik" - hätte ich auch unter "Stimmungen" einstellen können. Diese Trauer, um die es da geht, umgreift hier auch die Form, d.h. ich habe eine monotone Starre versucht, miteinzuarbeiten - eine Art Gelähmtheit - man könnte auch sagen, es soll eine Schwere da sein, keine Leichtigkeit, die passt hier für mich gar nicht. Darum lasse ich auch Abendapathie und Abendnichts als Unterstreichung dieses Zustandes drin.
Dafür haben mich deine Ausführungen im weiteren Verlauf auf eine neue Idee gebracht, nämlich den Regenbogen am Ende durch den Morgen zu ersetzen, dann schließt sich der Kreis der Tageszeiten und auch assoziativ kommt es mir schöner vor, für den Morgen zu atmen.
Zitat:
Der ganze Text erzählt von einer "sie".
Warum erfolgt in der dritten Strophe dann eine direkte Anrede mit "deiner"?
Das kann ich jetzt nicht so ganz nachvollziehen.
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Hier habe ich einen Perspektivwechsel vorgenommen im Rahmen der lähmenden Trauer, so eine plötzliche direkte Rede an das lyr. DU - möglicherweise zu verwirrend - war ein kleines Experiment.
Zitat:
Traurige, aber trotzdem schöne Silbertränen.
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Gern lyrisch vergossen und thx für die ausführliche Beschäftigung.
Liebe Abendgrüße
Suzette
Hallo wüstenvogel,
Zitat:
dein Gedicht drückt eine große Trauer aus.
Ich denke beim Lesen an zwei Menschen, ein (ehemaliges) Liebespaar,
das sich im "Abendnichts" apathisch, schweigend gegenübersitzt.
Im Hintergrund läuft leise Musik, weil die Stille sonst nicht zu ertragen wäre.
Die silbernen Tränen sind alle geflossen, es bleibt nur noch Passivität
und ein leichtes Schuldgefühl.
Vielleicht soll der Regenbogen so etwas wie Hoffnung ausdrücken?
Auf jeden Fall ein "stimmungs-volles" Gedicht,
das ich gern gelesen habe.
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Richtig, die Trauer ist die konzentrierte Aussage hier - deine Ausführungen haben eine Menge für sich. Die Musik wird als fast quälend empfunden, sie verschwindet völlig in dieser dunklen Stimmungslage.
Die Silbertränen haben eine besondere Qualität; sie sind Tränen, die nicht mehr fließen können ...
Natürlich ist der Regenbogen die Hoffnung, aber wie ich bei Falderwald ausgeführt habe, möchte ich sie durch ein runderes Hoffnungsbild ablösen.
Freut mich, daß es gefiel!
Liebe Grüße von
Suzette
Lieber Thomas,
dank auch dir fürs Reinlesen!
Zitat:
ich finde sie Sprache nicht zu schwer und das einzige Wort, welches ich vielleicht weglassen würde, ist das "traurige", wodurch die Strophe nur 4 Zeilen erhielte.
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Bei der Musik taucht die Trauer als genanntes Gefühl auf, der Rest ist Müdigkeit und Starre. Auch, weil das Abendnichts ansonsten zu vage wäre, wollte ich das Gefühl auf die Trauer bewußt lenken.
Zitat:
Die ersten beiden Strophen beschreiben sehr eindringlich und präzise eine leidende Person und die "Schlusssteine" Abendapathie, Abendnichts sind sehr gut gewählt. Dann beschreibt die dritte Strophe treffend das, was sehr oft geschieht, wenn Leid gesehen wird. Der menschlich normale Impuls zu helfen wird durch eine Schuldzuweisung blockiert.
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So sollte es sein, schön, daß es berührte und gefällt! Deine Interpretation ist eine durchaus denkbare, über sie habe ich gerne nachgedacht.
Zitat:
Die letzte Strophe verstehe ich nicht – leider. Etwas überraschender Bildwechsel: Regenbogen - Abend? Vielleicht machst du sie etwas deutlicher, oder du lässt sie einfach weg, denn nach der dritten Strophe hat das Gedicht eigentlich schon einen Abschluss.
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Ist einfach ein stilistisches Mittel: Die Wiederholung soll den Gesamteindruck nochmal verstärken. Den Regenbogen als Hoffnungssymbol werde ich abändern, wie oben schon ausgeführt.
Liebe Abendgrüße von
Suzette