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Alt 15.02.2013, 10:24   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Ein Abend im entlegensten Mühlviertel

Das Dorf wird bald im Schatten liegen,
die Dächer atmen Abend ein,
und um den alten Kirchturm fliegen
die letzten Schwalben ihre Runden.
Bald wird am Himmel Frieden sein,
wie ihn der Weiler schon gefunden.

In Dämmerlichtes kurzem Fluten
gehn beinah zag die Lampen an,
um sich ins Dunkel zu verbluten,
das langsam aus den engen Gassen
ins Wesentliche wachsen kann,
wo es die Lichter nicht erfassen.

Aus schiefer Scheuer grauen Bohlen
steigt nun die Nacht ins Firmament,
und wo sie eben noch verstohlen
ums Leuchten kleiner Fenster schlich,
wird ihr, die sich nun selbst erkennt,
so kühl zumut und königlich.

In ihrer Sterne blassem Funkeln
umhüllt sie nun die ganze Flur
mit ihrem Mantel, sie zu dunkeln.
Und eins um eins, wie alte Kerzen
vergehn die Lichter, wärmen nur
noch die Erinnerung im Herzen.

In tiefes Schweigen sind gewoben
die sternbeglänzten Menschenwerke,
und aus den Stuben fortgehoben
ist endlich auch der Dunst der Sorgen.
Die Zeit ruht aus und sammelt Stärke
für einen neuen Erdenmorgen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.07.2017 um 16:10 Uhr)
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