Hallo Thomas,
du hast zwei Versionen eingestellt und ich brauchte keine Sekunde zu überlegen, ich gebe der zweiten den Vorzug.
Sie ist kürzer und prägnanter, liest sich besser und auch nach erneutem Lesen kommt die Umstellung der Aussagen m. E. stringenter herüber.
Auch durch die Änderung der "Hass-Zeile" in der vorletzten Strophe wird ein Reim verhindert, denn die erste Version "klingt" mir ein wenig zu bemüht, vor allem, da mehrere sporadisch gleichklingende Kadenzen auftreten.
Um deine im Titel eingangs gestellte Frage zu beantworten: da bekommst du von mir ein ganz klares Nein.
Unsterblichkeit, wenn hier auch nicht im Sinne von Leben, bedeutete ein Überdauern der Zeit, was ich schlichtweg für unmöglich halte.
Ich lege zwei Zeitmodelle zugrunde:
- Die Zeit hat einen Anfang und ein Ende.
- Die Zeit hat keinen Anfang und kein Ende.
Im ersten Fall verlöre mit dem Ende der Zeit alles Geschehene seine Bedeutung oder würde sich mit der Umkehr des Zeitstrahls selbst wieder aufheben.
Im zweiten Fall verlöre sich alles Geschehene selbst in der Zeit, denn in der Zeit würde alles geschehen, was nur möglich wäre und der einzelne Zeitabschnitt (mit seinen Begebenheiten) besäße keine Bedeutung mehr, weil irgendwann niemand mehr da wäre, diese sinnlich zu erfassen.
Es würde eine Zeit ohne Bewusstsein geben, niemand würde um die Dinge, die existieren, wissen.
Ich weiß, welches hohe Ideal dieses Gedicht ansprechen soll und ich neige dazu, ihm gefühlsmäßig zuzustimmen, jedoch kann ich die Logik dabei nicht außer Betracht lassen, es bleibt ein Wunschtraum, zumindest aus der weltlichen Sicht.
Selbst wenn wir die Unsterblichkeit vom Bestehen der menschliche Rasse abhängig machen, so bin ich doch der Meinung, daß auch jene Dinge, die im oder mit Hass entstanden sind, nicht vergessen werden dürfen, denn nur so bekommen zukünftige Generationen die Möglichkeit, ihre eigenen Moral- und Ethikvorstellungen zu entwickeln, denn alles braucht seine Relationen, an denen es verglichen werden kann, um es zu bewerten.
Und um Werte geht es hier doch schließlich, oder?
Gerne gelesen und kommentiert...
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald