Thema: Lieb(e)los
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Alt 30.01.2013, 20:00   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

es geht nicht darum, daß ich anderer Ansicht wäre, ich kann es nur so nicht nachempfinden, weil ich anderes erfahren und gelebt habe.

Ich war mir des Risikos immer bewusst und auch des Leids und des Schmerzes, den so etwas mit sich bringen kann.
Auch das habe ich oft durchlebt.

Und doch war es mir das wert, denn ich wusste, daß die Zeit schließlich alle Wunden heilen würde. Und dem habe ich mich gestellt.

Zitat:
Die Frau war gewarnt - ich hatte sie vorher eindringlich über meine Defizite ins Bild gesetzt - aber sie dachte wohl, ich meinte es nicht ernst, oder grade sie wäre die Richtige, mich "hervorzulocken".
Das sind zwei verschiedene Dinge, die m. E. nicht miteinander in Einklang gebracht werden können.

Es ist keine Entschuldigung, jemanden vorher zu warnen, so bin ich und nicht anders.
Das ist zwar einerseits ehrlich gemeint, aber alleine mit der Erwähnung dieser Tatsachen wird dem Gegenüber suggeriert, ich weiß um meine Defizite und daß sie weh tun können und das will ich eigentlich nicht.
Dann muss ich aber sofort die Konsequenzen ziehen, sonst nehme ich die Folgen dafür billigend in Kauf.

Auf der anderen Seite ist eine Erwartungshaltung da, nach dem Motto, das wird schon, das bekomme ich hin, ich bin es wert.

Was aber gar nicht geht, ist jemanden von Grund auf ändern zu wollen, um ihn den eigenen Vorstellungen anzupassen.
Das geht meistens schief.

Das heißt, auf beiden Seiten muss eine Bereitschaft vorhanden sein und zwar auf der einen Rücksicht zu nehmen und auf der anderen Vorstellungen zu relativieren.

Sonst wird das nix und dafür tragen dann beide Seiten die Verantwortung.

Zitat:
Für mich ist Philosophie an sich ein Irrtum, eher bevormundend und einengend. Ein offener Geist begegnet der Welt ohne Bedürfnis nach einem allgemeingültigen Bewältigungsrezept.
Das ist nicht ganz richtig so.
Philoshie kann kein Irrtum sein, weil sie lediglich die Weltsicht des kleinen oder großen Philsophen wiederspiegelt.
Schopenhauer z. B. hat immer betont, daß seine Leser nicht einfach alles widerspruchslos übernehmen sollen, nein sie sollten versuchen ihn zu widerlegen, aber vor allen Dingen sollten sie durch seine Gedanken zu eigenen neuen Gedanken angeregt werden.

Keine Philosophie erhebt den Anspruch, ein allgemeingüliges Bewältigungsrezept zu besitzen, sie zeigt höchstens auf, wie es sein könnte, wenn...
Sie bleibt immer im Konjunktiv und zeigt lediglich Möglichkeiten.

Die Philosophie ist als Geisteswissenschaft eine sogenannte "A Priori Wissenschaft", deren Erkenntnisse von der Erfahrung oder Wahrnehmung unabhängig, aus der Vernunft durch logisches Schließen gewonnen werden.

Diese so erhaltenen Erkenntnisse müssen nicht zwangsläufig einer allgemeingültigen oder ewigen Wahrheit entsprechen, aber aus vielen dieser Erkenntnisse wurde neue oder andere gewonnen.
Ich finde es z. B. ganz erstaunlich, daß schon die alten Griechen um die Atome wussten, obwohl sie keinerlei technische Möglichkeiten hatten, diese nachzuweisen.
Dies war alleine eine Erkenntnis aus logischen Schlüssen.

Und so halte ich die Philosophie für eine durchaus berechtigte und ernstzunehmende Wissenschaft, aus der man viel lernen kann.

Und auf noch eines kommt es an:

Und zwar wie der Leser eine Philosophie zu verwenden gedenkt.
Das ist nämlich ganz alleine seine Sache, dafür ist nur er selbst verantwortlich und wer glaubt, dort eine Antwort auf alle Fragen oder ein allgemeingültiges Bewältigungsrezept zu finden, der hat eine falsche Vorstellung von dieser Wissenschaft und wird garantiert nicht fündig, denn das ist nicht ihr Anspruch.

Für denjenigen kann die Philosophie nur Enttäuschung bereit halten.

Somit engt sich jeder nur selbst ein, denn keine Philosophie kann bevormunden, es kann nur Menschen geben, die sich davon bevormunden lassen.

Und das unterscheidet sie gravierend von Religion oder anderen institutionalisierten Ideologien.

Deshalb bevorzuge ich sie und lebe trotzdem mein eigenes Leben.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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