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Alt 24.11.2012, 21:24   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Antigone,

ich kann mich Erichs Meinung bezüglich des sprachlich gediegenen Werkes nicht anschließen. Dafür ist er mir einfach zu simpel und farblos gestrickt, auch sprachlich.

Ein Sog in uns, den anderen zu hassen,
verzerrt, was uns doch erst zu Menschen macht –


Wieso das?
Der Hass ist eine rein menschliche Emotion, Tiere kennen so etwas nicht.
Auch wenn es sich hierbei um eine sogenannte negative Emotion handelt, so zeichnet diese Fähigkeit doch den Menschen erst aus.
Der Mensch kann nicht nur aus Liebe bestehen, sonst könnte er die Liebe gar nicht empfinden.
Dazu bedarf es immer den Relationen. Hier sind es Liebe und Hass.
Das eine kann ohne das andere nicht existieren.


zwei Sorten Mensch, die nicht zusammenpassen.

Seit wann gibt es zwei Sorten von Menschen?
„Sorte“ bedeutet Art, Qualität, die sich durch bestimmte Merkmale oder Eigenschaften von anderen Gruppen der gleichen Gattung unterscheidet. Das ist fürwahr harter Stoff, aber das will ich hier nicht weiter führen, weil es den Intentionen des Textes sichtlich zuwider laufen würde.
Es gibt bestenfalls Sympathien und Antipathien zwischen den Menschen (Relationen s. o.).
Und das ist etwas ganz Natürliches.

Wir schlagen täglich eine neue Schlacht,
und kein Verstand kann solches noch erfassen,
geschweige, dass Vernunft wird eingebracht
.

Wir schlagen täglich einen neue Schlacht?
Wer ist wir?
Warum bezieht der Text alle Menschen mit ein?
Das stimmt nämlich nicht, denn es sind nur einige, wahrscheinlich viel zu viele, die das praktizieren, aber eben nicht alle.
Diese Aussage ist zu allgemeingültig und pauschalisierend.
Es sei denn, es ist die tägliche Schlacht um das Überleben damit gemeint.
Das aber betrifft alle Lebewesen, ausnahmslos.

Wir Menschen brauchen eben unsern Feind.
Doch - was wir lieben, ist damit gemeint.


Ich für meinen Teil könnte theoretisch auf Feinde gut verzichten, vor allem solche, die der Text hier zu beschreiben versucht.
Ich gebe zu, daß gewisse Feinde durchaus lebensbereichernd sein können, die meisten aber bereiten lediglich Unannehmlichkeiten, welche die schönen Dinge im Leben schmälern.
Also ich brauche keinen Feind, um das zu meinen, was ich liebe.
Das will mir nicht eingehen.

Dem schalen Gutsein red ich nicht das Wort.

Das wäre auch schwer, denn ein subjektives Moralisieren nützt rein gar nichts.
Und da sowohl das eine, wie auch das andere vorhanden ist, muss man eben halt immer das Beste daraus machen, je nachdem, wie man es antrifft.

Nur, achten sollten wir das Menschenleben.

Hm, ich bin der Meinung, daß wir alles Leben achten sollten.
Darin wäre das Menschenleben dann bereits inbegriffen.

Es gibt auf dieser Welt wohl keinen Ort,
an dem es Krieg und Tod noch nie gegeben,
wo nicht zuzeiten herrschten Leid und Mord –


Ja, das stimmt. Aber das sind eben die Ereignisse, welche die menschliche Existenz bzw. Gesellschaft erst mit sich brachte.
All die aufgezählten Dinge sind Bestandteil dessen.
Nicht schön und keinesfalls erwünschenswert, aber zweifelsohne in der Realität vorhanden.
Es kann nur daran gearbeitet werden, daß es besser wird, falls das nötige Interesse daran vorhanden ist.
Leider sind aber auch die Interessen der Menschen verschieden, egal wo diese leben.

der leichte Sieg ist unser ganzes Streben.

Nun, ein leichter Sieg kann bedeuten, daß es auch keinen langen Kampf gegeben hat und somit auch die Grausamkeiten minimiert wurden.
Aber auch das ist nicht das Ziel von allen.
Manche suchen die Herausforderung darin, einen möglichst langen und ausgeglichenen Kampf zu führen, ein leichter Sieg bedeutet ihnen gar nichts, das liegt gar nicht in ihrer Absicht.
Wieder andere wollen überhaupt nicht kämpfen und benötigen auch keinen Sieg, auch keinen leichten.

Wir Menschen brauchen eben unsern Feind.
Doch - was wir lieben, ist damit gemeint.


Auch wenn diese Zeilen jetzt wiederholt werden, es bleibt zu pauschal und allgemein.
Nicht alle Menschen brauchen einen Feind, das halte ich für ein Gerücht.


Fazit:

Dies ist ein sehr pauschalisierender Text, der in ein viel zu moralisierend wirkendes Gewand gekleidet ist.
Die Intentionen, die darin stecken, mögen zwar gutgemeint sein, jedoch sind sie unzureichend umgesetzt.
Er wirkt moralinsauer und sehr subjektiv, die Welt ist eben anders und kann mit dem erhobenen Zeigefinger ganz sicher nicht verändert werden.
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach, ist der Text nicht so dolle, vor allem, weil ich mich inhaltlich intensiver damit auseinandergesetzt habe.
Er konnte mich weder erreichen, noch berühren.


Trotzdem gerne gelesen und kommentiert…


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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