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Alt 23.11.2012, 20:34   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Dana,

das ist fürwahr ein philosophisches Problem...

Was sind schon Gewinner und Verlierer?
Was ist Wahrheit, was Lüge?
Realität, Illusion?

Stell dir einmal vor, du wärest in dieser Situation Richter und müsstest ein Urteil sprechen.

Ich glaube, das wäre eine sehr schwere Entscheidung, denn es liegt ja ein bindender Vertrag vor.
Der lautet: Der Rechtsanwalt bildet einen Lehrling aus und dieser muss das Lehrgeld nach dem ersten gewonnenen Prozess erst an ihn bezahlen.
Egal, welches Urteil der Richter findet, es steht immer patt.
Urteilt er zugunsten des Anwalts, kann der Lehrling argumentieren, daß er laut Vertrag trotzdem nicht zahlen müsse, da er ja seinen ersten Prozess noch nicht gewonnen hätte.
Urteilt er zugunsten des Lehrlings, kann der Anwalt laut Vertrag trotzdem auf die Zahlung pochen, weil ja nun der erste Prozess gewonnen sei.
Hm, schwierige Situation.

Ich habe mir auch einmal Gedanken für eine Lösung gemacht, wenn ich darüber zu entscheiden hätte, denn zu lösen ist dieses Paradoxon nicht.

Mein Urteil lautete:

Das Gericht sieht sich außerstande, ein gerechtes Urteil in dieser Sache zu fällen.
Da der erfahrene Herr Anwalt diesen Vertrag mit einem unerfahrenen Lehrling selbst geschlossen hat, dabei aber eben nicht alle Eventualitäten einplante, der Lehrling jedoch auch nicht den zuvor vereinbarten Erwartungen entsprach, ordnet das Gericht hiermit an, daß sich beide Parteien innerhalb von zwei Wochen auf einen vernünftigen Vergleich zu einigen haben.
Wird bis dahin keine Einigung erzielt, wird ein Bußgeld fällig, daß an eine gemeinnützige Institution nach Wahl als Spende gezahlt wird.
Die Höhe des Bußgeldes beträgt dabei für jede Partei die Hälfte des zuvor vereinbarten Lehrgeldes.
Außerdem wäre diese Angelegenheit dann für beide Parteien bindend rechtlich abgeschlossen.

Ich glaube, sie würden sich einigen.
Soviel zur Unendlichkeit...

Es sei denn, es wird Revision eingelegt usw.
Soviel zur Unendlichkeit...

Ja, dieses Bild steht für die niemals enden wollenden Spiele des Lebens.
Und wenn du dich einmal darin befindest, dann ist es schwer, da wieder heraus zu kommen. .. .

Vielen Dank für deinen grinsend nachdenklichen Kommi...


Hi Chavi,

die Idee zu diesem Gedicht stammt nicht von mir, ich habe lediglich versucht, diese "Begebenheit" in lyrische Formen umzusetzen.
Ich las diese kleine Geschichte letztens in einem Buch mit dem Titel "99 Philosophische Probleme", die der Autor Martin Cohen dort zum Besten gab und die wohl keinem Autor mehr zugeordnet werden kann.
Mir war beim Lesen direkt klar, daß ich das versuchen wollte, denn ich war so fasziniert davon, daß es mir in den Fingern kribbelte.
Ich sah ein, daß ich das kaum in einem Sonett würde unterbringen können, doch wie du weißt, habe ich mich letzte Zeit engen lyrischen Formen unterworfen, so daß ich mich für ein Stanzengedicht entschieden habe.

Ich wollte diese nette kleine Story noch einmal unter die Leute bringen, damit sie nicht ganz in Vergessenheit gerät.

Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken dazu...


Ich habe mich über eure Beiträge sehr gefreut...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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