Thema: Finis terrae
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Alt 25.10.2012, 11:17   #7
Cebrail
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Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
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Hallo Thomas,
es freut mich sehr, dass diese Zeilen bei dir Aufmerksamkeit
erregt haben und man merkt, dass du tief liest.
Ich lasse dich mal in mein kleines Universum eintauchen
und ich hoffe es gelingt, weil meine Gedankenknoten
zwar für mich immer gut greifbar sind, aber es schwer fällt
sie in einfache Worte zu packen, zumindest in dem Rahmen
der mir hier gegeben ist, ohne diesen zu sprengen.

Du hast hier die eigentliche Intention der Worte angekratzt.
Es ist hier so, wie auch bei vielen anderen Gedichten von mir,
dass es eine zweite Ebene gibt, hier habe ich sie bewussst
oben auf das Gedicht gelegt, so offensichtlich, dass der Leser
dazu verleitet wird, direkt in die Tiefe zu tauchen.

Zu diesen Zeilen habe ich mir einiges an Gedanken gemacht.
So geht es hier im Eigentlichen um den Weg zur Erkenntnis
und den Wunschbildern, die bei dem Protagonisten auftauchen.

In der ersten Strophe ist das LyI das an einem Punkt im Leben
angekommen ist, an dem es für sich feststellt, dass etwas
fehlt. Das LyI beschließt sich selbst zu finden und hier ist der Gedanke
an den Weg.
Der Weg als solcher wird aber nicht erwähnt, weil ich mir gedacht habe,
dass er sich im Rhythmus wiederspiegeln soll.
Da der Anapäst ja im allgemeinen als Marschrhythmus bekannt ist,
habe ich mich für den Daktylus entschieden, es ist ein Versuch
die unregelmäßigen Schritte ein wenig darzustellen.

In der zweiten Stophe sind wir dann am Ende des Weges und nun nimm
dieses Finis Terrae mal wörtlich, also Ende des Landes und verbinde das
Ganze mit dem Ort Cabo de Finisterre, dann wirst du zwangsläufig
auf den Pilgerweg stoßen und aus dieser Perspektive betrachtet rücken
die Worte in ein anderes Licht.

So ist die erste Strophe der Gedanke an den Weg.

Die zweite das Ziel und die Hoffnung auf dem Weg gefunden zu haben
was man gesucht hat.

Es gibt einen etwas größeren Absatz zwischen den ersten beiden und der dritten Stophe. Diese Zeile sollte sich abheben, könnte auch für sich alleine stehen, aber gerade den Kontext den die beiden Teile bilden fand ich
interessant und ich sehe die dritte Strophe als Retrospektive, auf das ganze Leben, hier in diesem Kontext aber mit dem Bezug auf den Pilgerpfad und
der Hoffnung auf diesem Weg das gefunden zu haben, was es denn braucht
um am Ende zufrieden zu sein.

Wenn ich das jetzt so durchlese klingt es alles ganz schön verwirrend,
aber so bin ich auch, verwirrend meine ich.
Vielleicht konnte ich dich mit meinen Ausführungen einen wenig auf meinen
Pfad bringen und ich merke gerade ich habe das gemacht, was ich eigentlich nicht mag, ein Gedicht zerreden. und dem Leser den Platz für eigene
Interpretionen nehmen.
Eigentlich halte ich mich sonst mehr an dem genialen Satz.
"Let the music do the talking." Ich glaube das ist von Aerosmith. ;-)
Einen lieben Gruß

C nur
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© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas

Geändert von Cebrail (25.10.2012 um 11:19 Uhr)
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