HI, Antigone!
Das ist ein sehr gutes Gedicht! Anfänger bist du gewiss nicht.
Ein paar Vorschläge erlaube ich mir anzudenken. Der Einfachheit halber füge ich sie gleich in dein Zitat. Nimm davon, was dir brauchbar erscheint.
Zitat:
Zitat von Antigone
Wenn diese Welt nach Atem schöpft,
ihr Tagesrhythmus langsam weicht,
sind alle Fenster zugeknöpft,
die Stadt liegt da wie ausgebleicht.
Dann kommt die Zeit der blauen Tauben
und zählt dir Stunden in dein Haar,
wo Träume ungeträumt verstauben,
versanden, nicht mehr einlösbar.
Und ist das Dunkel erst vollkommen,
entsagt die Stadt dem Bann der Lichter.
Dann liegst du schweigend, wie benommen.
Und vor dir flirren Wachgesichter.
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S1Z3 und S3Z1 - hier stören mich die unvollständigen Sätze. Das Weglassen der Hilfszeitwörter ist zwar lyrisch statthaft, klingt aber doch eher geschraubt bis bemüht, irgendwie staksig, wie ich finde.
Ein natürlicher Satzfluss mit harmonischer Sprachmelodie, nicht zu komplex, nicht zu simpel - das ist (neben dem Inhalt natürlich) das Geheimnis wirklich nahegehender Gedichte.
S2Z2 - Das "die dir die" am Beginn ist nun wahrlich kein Ohrenschmeichler. Abgesehen vom Stakkato ähnlicher Silben stören die vielen "i"-Laute die Harmonie des lyrischen Flusses. Dieser "schrille" Vokal ist bei getragener Lyrik möglichst sparsam anzuwenden.
In diesem Zusammenhang wäre anzudenken, das "flirren" in der Conclusio durch ein weniger unruhiges Wort zu ersetzen, zB "flackern", "tanzen"...usw.
S3Z2 - Hier setzt der Gliedsatz den vorhergehenden Satz nicht schlüssig und sauber fort, nach deinem "wenn" sollte ein "dann" kommen, und wenn nicht, sollte zumindest das Verb ganz hintangestellt sein wie in Z1.
Ich hoffe, du findest Gefallen an meinem Vorschlag zur harmonischen Lösung des Problems.
Sehr gern gelesen und beklugscheißert!
LG, eKy