Mutprobe
			 
			 
			
		
		
		
			
			Die Mutprobe 
 
 
Ganz hoch im Baum und gut versteckt, 
damit es niemand dort entdeckt, 
da wohnt so wie in jedem Jahr, 
ein frisch vermähltes Vogelpaar. 
 
Sie hat ein Ei ins Nest gelegt 
und jetzt sind beide aufgeregt, 
das Ei bewegt sich hin und her, 
als ob darin ein Kreisel wär. 
 
Auf einmal macht es klack und klick, 
die Schale ist auch wirklich dick, 
ein kleiner Schnabel hackt ein Loch, 
ein Stimmchen piepst: „Das schaff ich noch!“ 
 
Schon schaut ganz keck ein Kopf hervor, 
dann liegt er da, der Junior, 
ganz ohne Federkleid und blind, 
ein winzig kleines Vogelkind. 
 
Die Eltern haben kaum die Zeit, 
es anzuschaun, es schreit und schreit. 
Sein Hunger, der ist riesengroß 
und endlich fliegt der Papa los. 
 
Schnell wächst der kleine Kerl heran 
und hofft, dass er bald fliegen kann. 
Er flattert fleißig, übt und probt, 
dafür wird er auch gleich gelobt. 
 
Noch einmal macht's die Mama vor, 
doch fliegt der Kleine nicht empor. 
Er traut sich nicht, es ist so tief, 
bis Papa nach dem Westwind rief. 
 
Der pustet ihn, hui aus dem Nest, 
vergeblich hält der Sohn sich fest. 
Jetzt geht’s hinab, jetzt kommt’s drauf an, 
ob er wohl endlich fliegen kann? 
 
Die Flügel auf, es muss gelingen, 
dann tragen ihn die eignen Schwingen. 
Bald dreht der Knirps die ersten Runden, 
es gibt ja soviel zu erkunden. 
		 
		
		
		
		
		
		
			
				__________________ 
				Alle meine Texte: © Sidgrani 
 
"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"  
 
»Erich Kästner« 
			 
		
		
		
		
		
			
				  
				
					
						Geändert von Sidgrani (16.05.2014 um 12:34 Uhr)
					
					
				
			
		
		
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