Thema: Im Raum
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Alt 13.05.2012, 19:16   #2
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asphaltwaldwesen
 
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ich hab mir den genesis-schinken jetzt "gegeben", lieber wüstenvogel,

und sehe jetzt die parallelen in deinem text - vor allem auf der formalen ebene, wo ein eher klarer, knapper abschnitt wechselt mit einem "verschlungenen" - eine sehr schöne formale art, das irren durch die vielen räume auszudrücken. das gefällt mir im lied genauso wie hier im text.

ein wenig kiefel ich noch an ein paar metrischen kanten, die - wären da keine endreime - eigentlich nicht stören würden. so aber erwartet man als leser auch eine flüssigere, einheitlichere betonung.

ich hab also ein wenig rumgebastelt und hoffe, du nimmst mir das nicht übel (vielleicht wird so wenigstens klarer, wo es für mich noch runder ginge) :

Zitat:
Gefangen im Haus der vielen Türen
die immer wieder und noch immer
in diesen einen Raum mich führen,
in dieses ewig verwunschene Zimmer.

Nur im Schlaf
kann ich entfliehen,
gelingt es mir
von Zeit zu Zeit -
doch niemals
komme ich sehr weit.

Es erdrücken mich die Wände,
schließen mich ein, schließen mich aus,
doch so sehr ich es versuche,
find ich keinen Weg hinaus.

Blicke durch geschlossene Fenster zeigen
Himmel blauweit über lichtgrünen Bäumen,
ich kann nicht zu ihnen und muss dennoch schweigen,
erstarrt in mich-sehnenden, grausamen Träumen.

Such schon so lange
nach der einen Tür,
die unversperrt,
für alles offen -
ach, was gäb ich nicht dafür,
könnte ich wieder hoffen.

auf jeden fall ein feines stückchen lyrik voller intensiver bilder und eine gute umsetzung des song-gefühls, find ich.


lieber gruß,

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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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