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Alt 07.02.2012, 22:13   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo wüstenvogel,

ich habe mir jetzt diesen Text und das einzelne Haiku angeschaut und war echt am überlegen, wo ich denn nun meinen Kommentar anbringen sollte.

Nun ist die Entscheidung für diesen gefallen.
Vielleicht ist das hilfreicher.

Die erste Strophe erzeugt m. E. einen sehr schönen Nachhall und bleibt wie ein kleines Gefühl hängen.
Das ist ein schönes Haiku, das auch ganz alleine Bestand hat, denn es ist ja nur diese eine konkrete Szene aus der Natur und enthält seinen Gegenwartsbezug und erfüllt somit alle Kriterien für ein gelungenes Haiku.
Das gefällt mir wirklich ungemein.

Leider können die nächsten Strophen da nicht mehr ganz mithalten, sie fallen z. T. deutlich ab.

Die zweite Strophe könnte schon nicht mehr als eigenständiges Haiku durchgehen, weil mir da etwas fehlt.
Mag es das Verb sein oder an der ganzen Aussagekraft, für mich ist das das schwächste Glied in dieser Haikukette.

Die dritte Strophe ist wieder etwas stärker, auch hier könnte dieses Haiku wieder alleine stehen.
Allerdings ist es die gleiche "Bauart" wie in Strophe 1 und so klingt es wie eine Wiederholung derselben.

Die verstummten Bäume werden durch erstarrte Bäche ersetzt, der eisige Windhauch durch die gefrorene Landschaft und die Geräusche in der dritten Zeile wandeln sich vom Schreien der Krähe zum Pfeifen des Windes.
Da vermisse ich etwas die Originalität.
Als eigenständiges Haiku wäre sie wieder sehr schön.

In der letzten Strophe hingegen erstarkt das Bild wieder, vor allen Dingen auch in der Originalität.
Aber auch hier gilt wieder: Sie könnte nicht als eigenständiges Haiku bestehen.

Wahrscheinlich war das auch so nicht gedacht, sondern es sollte schon ein fortlaufendes Gedicht sein, dessen Strophen eben ins Gewand des "klassischen" Haikus gekleidet sind.

Wie gesagt, die erste Strophe besitzt uneingeschränkte Klasse. Die anderen sind auch nicht schlecht, aber im Gegensatz zu dieser habe ich da so meine kleinen o. a. Vorbehalte.

Vielleicht sollte man mal versuchen, einen sinnvoll zusammenhängenden Text mit Haikustrophen zu schreiben, von denen jede tatsächlich auch einzeln bestehen könnte.
Sozusagen gleichberechtigte Geschwister...

Fazit: Das ist nicht schlecht, aber so ganz überzeugen konnte mich das noch nicht.
Aber das ist nur meine Sicht der Dinge und damit auch sicherlich Geschmackssache.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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